«Hoffe ehr gönd chli ab, es wird wie gseid alles ufzeichnet!»

Die fünfte Ausgabe von 8x15 fand in der Schüür Luzern statt. Angekündet waren angesagte Bands, die sich einem breiten Publikum abseits ihres Genres präsentieren durften.

(Von Nick Furrer)

 

Auf die Bühne geholt wurden sie einmal mehr von musicLAB von SF zwei, mx3, DRS Virus und backstageradio.ch . Die acht viertelstündigen Konzerte wurden allesamt gefilmt und live im Radio übertragen. Acht Bands kriegen je fünfzehn Minuten Spielzeit. Bei Ablaufen des Countdowns schliesst sich der Vorhang und es folgt eine zehnminütige Umbaupause, ebenfalls sekundengenau durchgezogen.

Henrik Belden profitierte als erster. Bevor er in Zug den eigentlichen Gig des Abends spielte, liess er sich die fünfzehn Minuten Sonderaufmerksamkeit nicht entgehen. Er und seine Band spielten schöne Songs noch schöner. Es gab «CD-Singelis» zum Mitnehmen. Ein gutmütiges, unaufdringliches Heimspiel setzte das Künstler-Förderband in Bewegung.

Bis sich der Vorhang wieder öffnete, konnte man die Kameras vom Schweizer Fernsehen bestaunen. Deren acht waren es, im ganzen Schüürsaal verteilt. Eine schoss ferngesteuert neben dem Mischpult auf und ab. Man gewöhnte sich an die Umstände.

The Jamborines durften als zweite ran. Die Lederjacken und bis oben zugeknöpften Hemden zeugten von keinem speziellen Bühnenkomfort. Die Westschweizer spielten den einen Indie-Song, den man doch irgendwo schon mal gehört hat. Vorhang zu.

Der berner Rapper Webba folgte mit einem DJ und einem zweiten MC, der mit Körpersprache verdeutlichte, was man dem Webba nicht von den Lippen ablesen konnte.  Dennoch erwies sich sein Genre in diesen Kurzkonzerten als vorteilhaft – es wurde blitzschnell vom einen Track zum nächsten geschaltet. Eine druckvolle Mischung aus Dubstep und CH-Rap. Die fünfzehn Minuten waren wieder um.

Zu helles Licht störte auch während den Konzerten. Das war wohl eine Voraussetzung für hochwertiges Filmmaterial.

Kaltehand und Natasha Waters kamen zum Vorschein. Sie zierte sich mit silber-glitzerndem Kopfschmuck - und das war erst der Anfang. Die Kaltehand entpuppte sich als Mann im schwarzen Hemd, blauen Jeans und einem Hirschgeweih obendrauf.  Hauptsache anders. Er machte gelegentlich die «Aaahs» und lieferte den Elektropop. Natasha Waters suhlte sich in ihren Requisiten, die bestimmt irgendwo einen Sinn ergaben. Für alle Outsider war es eher irritierend als fesselnd. Dabei wäre die Musik des Duos alleine interessant genug gewesen. Vorhang zu.

Wieder musste man sich während zehn Minuten verpflegen. Im Hintergrund konnte man dem wilden Backstage-Treiben lauschen, das vom Medienteam eingefangen wurde.

Hecht bauten auf. Der Sänger forderte das Publikum auf zu klatschen «bes d Band uf d’Bühni chonnd». Die kam dann auch tatsächlich, nur leider ohne Bassist. Im letzten Augenblick verabschiedete sich seine G-Saite samt Mechanik. Aber die Gutelaunemusik funktionierte auch mit drei Saiten. Die Schüür trällerte die «Schallalahs» und war «Arsch a Arsch am tanze». Mundart von seiner süffigen Seite. Die Viertelstunde war wieder um.

In der Zwischenzeit hätte man die Schüür auch durchaus als Papiliorama verkaufen können. Es fehlten bloss die Schmetterlinge.

De Luca als nächster war eine willkommene Erfrischung. Der in der Schweiz geborene Vollblutitaliener machte Integrations-Reggae («Ich bin Italiäner i de Schwiz, Schwizer in Italie»). Die solide Band hinter dem jungen Frontmann waren die Dubby Conquerors. Vorhang zu, Vorhang auf.

Die zweitletzte Viertelstunde gehörte Death By Chocolat. Gitarren, Sonnenbrille und so. Zum Schluss ne Up-Tempo-Nummer. Next!

Der letzte Countdown brach an. Auf der Bühne standen drei Buben in weissen Anzügen mit schwarzen Krawatten. The Fires aus Zürich. Durchschnittsalter 16.5. Sie spielten den Rock’n’Roll von früher und taten dies abgeklärt. Mehrstimmiger Gesang, 50er-Jahre-Look, der Gitarrist steigt auf die Bassdrum, die ganze bekannte Palette. Eine aussergewöhnliche Leistung der Jungspunde. Dessen scheinen sie sich auch bewusst zu sein. Sie stellten sich vor mit Künstlernamen und Alter und machten als einzige Band Werbung für ihre Webpage. Da scheint jemand genau zu wissen, wie sich Ausnahmetalente fördern und verkaufen lassen. Die selber mitgebrachten Retro-Mikrofone und Funkgitarren hinterliessen letztendlich einen schmalzigen Eindruck der Baby-Hives. Die Masse wird sie lieben, dafür wird in Zukunft gesorgt sein. Für gewissenhafte Konzertgänger möglicherweise ein Grund, sie jetzt schon zu verschmähen. Eine verblüffende Aufzeichnung wäre hier zu finden.

8 Bands im Schnelldurchlauf, die sich allesamt live nicht verstecken mussten. Ganz ohne Wettbewerb, ganz ohne Vorausscheidung. Alles in allem eine gute Sache.