Höhen und Tiefen

Hotel Pilatus-Kulm, Kriens, 12.10.2019: Das Luzerner Sinfonieorchester lud am vergangenen Wochenende zum Konzert auf dem Luzerner Hausberg. An der ersten Abendveranstaltung der Reihe Konzertreihe «Gipfelwerke auf dem Pilatus» im Hotel Pilatus-Kulm gab es Geniestreiche – und Misstöne.

Titelbild: Mateusz Zahora

Die abendliche Gondelfahrt nach Pilatus Kulm eröffnet einen atemberaubenden Ausblick über die von der Abendsonne gestreichelte Umgebung. Je mehr man sich der Bergstation nähert, desto einschüchternder wirken die imposanten Felsbände. Hier, auf 2132 Meter über Meer, fand am vergangenen Samstag das Eröffnungskonzert der Konzertreihe «Gipfelwerke auf dem Pilatus» des Luzerner Sinfonieorchesters statt.

Während der Schatten des Drachenbergs sich durch die herabsinkende Sonne immer mehr in die Länge zog, wurde zum Apéro in der Panoramagalerie geladen. Die letzte Luftseilbahn wurde mit den Tagesgästen gefüllt, die wieder talwärts mussten. Das Publikum jedoch bewegte sich in Richtung Dragon Forum, einem Seminarsaal des Hotels Pilatus-Kulm, in dem die kommenden musikalischen Veranstaltungen des LSO stattfinden werden. Der Raum wirkt klein, obwohl er ein Fassungsvermögen von 150 Sitzplätzen verspricht. An diesem Abend waren diese schnell besetzt.

Das Duo verzaubert, das Trio enttäuscht

Die amerikanische Pianistin und Gewinnerin des Concours Géza Anda Claire Huangci eröffnete die ersten Noten der Sonate leise und kontrolliert. Als die südkoreanische Violinstin Kim Bomsori zum ersten Bogenstrich ansetzte, war ihre Anspannung deutlich spürbar.

Beethovens Eigenschaft, mit einfachen Mitteln grosse Wirkungen zu erzielen, zeigte sich in den gewählten Stücken. Seine Sonate für Violine und Klavier Nr. 7 in c-Moll bildet den Gipfel einer Reihe an Violinsonaten, die er fast alle zwischen 1797 und 1803, also seiner früheren Schaffenszeit, komponierte. Die brutale Simplizität der Sonate und die Offenlegung der eigenen technischen Sicherheit bildete durch die trockene Akustik des Raums eine besondere Herausforderung für die beiden Musikerinnen. Beide meisterten die Aufgabe mit viel Konzentration und Charme. Die Balance der beiden Instrumente war perfekt abgestimmt und bildete eine wunderschöne musikalische Symbiose, die sich keinen Gefahren aussetzte.

Etwas risikofreudiger schienen die Musizierenden bei der Darbietung des allgemein als «Geistertrio» bekannten Werks Beethovens für Klavier, Violine und Violoncello zu sein. Leider trübten intonatorische Uneinigkeiten die ganze Magie und Geisterhaftigkeit, die vor allem im zweiten Satz der Komposition eine massgebende Rolle spielen. Eine neue Klangfarbe mischte sich durch den Zürcher Cellisten Christian Poltéra zum vorhin so harmonisch wirkenden Duo bei. Auf der einen Seite wirkten die musikalischen Phrasen feuriger und schossen hie und da sogar über die Ziellinie hinaus. Auf der anderen Seite mischte sich die Balance der beiden Streichinstrumente mehr schlecht als recht und ein konstantes Intonationsproblem verdarb einem den Genuss der Darbietung.

Ein versöhnlicher Schluss

Nach dieser etwas irritierenden Hörerfahrung kompensierte die junge Claire Huangci die vorangegangenen Geschehnisse mit einer bezaubernden Klangerzeugung, die sich mit jeder Phrase zu übertreffen schien. Ihr ganzer Körper bewegte sich der Musik entsprechend und ihre Finger tanzten förmlich auf der Klaviertastatur auf und ab, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Ein spontaner Ausruf aus dem Publikum unterstrich die Begeisterung der Zuhörer*innen für die Poesie ihres Klavierspiels und brachte alle Beteiligten zum Lächeln. Als die letzten Töne von «etwas Chopin» verklangen, löste eine applaudierende Menge die in der Luft liegende Anspannung im Dragon Forum auf.

Gipfelwerke auf dem Pilatus: Nachtkonzerte
SA 19.& SA 26. Oktober, 18.30 Uhr
Hotel Pilatus-Kulm, Kriens

Gipfelwerke auf dem Pilatus: Matinée
SO 20. & SO 27. Oktober, 11 Uhr

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