Nach «Orange» und «Ergendwie Zäme» meldet sich Haubi Songs, alias Nick Furrer, mit seinem dritten Album zurück. «Highlife» entstand zwischen Luzern und Berlin. Und trotz der zu erwartenden Eigen- und Einzigartigkeit der Platte ist sie nie berechenbar.
Haubi Songs spannt eine Brücke zwischen tanzbaren Popsongs (wie die Singleauskopplung «Kafi Togo») und elektronischen Irrwegen, die quer und kantig daherkommen, ohne dabei je fehl am Platz zu wirken.
Synthies, die als punktgenaue Melodien oder überspannende Klangdecken daherkommen. Ergänzt mit den Gitarren von Franziska Staubli und Jeremy Sigrist, die den Songs eine willkommene neue Dimension geben. Dazu kommt Furrers bekannt lethargischer Sprechgesang, aus dem er sich punktuell mit melancholischen Refrains ein wenig herauszuwagen versucht, was im Kontext von «Highlife» wunderbar funktioniert. Mit viel Stimmeneffekten, in Mundart, Englisch, und Französisch.
Die Songs auf dem Album fühlen sich an wie aus einem Stein gemeisselt, ohne repetitiv zu wirken. Dadurch erhält «Highlife» eine unverwechselbare Identität. Furrer weiss ganz genau, was er sagen will. Er blickt mit einem kritischen Auge auf die Gesellschaft. Ironisch macht er sich über Gutmenschentum lustig. Er prangert das Paradox des Individualisierungszwanges an. Wer kann in einer Gesellschaft, in der jeder einzigartig sein muss, noch wirklich einzigartig sein? Er singt von der Einsamkeit in einer vernetzten Welt, dem Preis der Digitalisierung, über das Gefühl der Isolation im Angesicht der Allgegenwärtigkeit von Instagram-Posts, Tweets und Pushnachrichten. Dabei trifft er ein grandioses Gleichgewicht von distanzierter Kälte und persönlichem Leiden.
Lösungen finden sich auf «Highlife» nicht. Das Album ist unversöhnlich, ohne viel Hoffnung, voller Resignation. Eine beeindruckende, durchgängig stimmige Ausführung einer Idee.
Haubi Songs: Highlife (Red Brick Chapel)
Plattentaufe
SA 30. März, 21 Uhr
Treibhaus, Luzern
Die Rezension gefällt? Hier gibt es alle Texte von Nikola Gvozdic!
