Handeln. Jetzt.

Neubad Luzern, 30.08.2017: Die diesjährige Spielplanpräsentation des Berufsverbands der freien Theaterschaffenden (Act Zentralschweiz) ist mehr Lagebesprechung als Präsentation. Im Moment geht es um alles – Freiheit, Zukunft, ja Existenz des freien Theaterschaffens. Und um den Ruf des Kantons Luzern.

Ganz nahe herantreten.

Szene 1: «Wir müssen an diesen Regierungsrat herantreten. Ganz nah. Damit er uns sieht, damit er uns hört und damit er uns eventuell versteht.» Patric Gehrig und Manuel Kühne, Co-Präsidenten von Act Zentralschweiz, setzen den Anfangston der heutigen Spielplanpräsentation von Act Zentralschweiz.

Eine freie Szene als solche gibt es seit 50 Jahren und die Theaterstücke, Performances, Lesungen der freien Szene im Kanton Luzern sehen im Jahr rund 100'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie ist kein Nischenprodukt, sondern eine Grösse, die viele Politikerinnen und Politiker nicht wahrnehmen. Besonders unser Regierungsrat. Seine Abbaumassnahmen im Bereich Kultur führen dazu, dass pro Produktion mehrere Theaterschaffende für einige Monate ihrer Arbeit nicht nachgehen können. Es führt dazu, dass der Holzlieferant für das Bühnenbild weniger Aufträge hat. Dass die Schneiderin der Kostüme weniger Aufträge hat. Werbeunternehmen haben weniger Aufträge. Undsoweiterundsofort. Die einzelnen Stücke stellt heute im Neubad-Pool niemand vor. Dafür ist die Situation zu prekär. Es muss jetzt gehandelt werden. Und zwar von allen Seiten.

Kühne und Gehrig rufen mehrmals dazu auf, Leserbriefe zu schreiben. Auch an Zeitungen ausserhalb der Stadt. Hier findet man einige Adressen. Für Argumentarien melde man sich bei der IG Kultur.

Patric Gehrig Manuel Kühne

Manuel Kühne und Patric Gehrig rufen zur Lagebesprechung. Die Leinwand hinten bleibt weiss. Heute geht es um mehr als nur den Spielplan.

Wir sitzen alle im selben Boot.

Szene 2: Ursula Hildebrand und Dàmian Dlaboha stellen den kantonalen Aktionstag (der von der IG Kultur und der Allianz für Luzerner Lebensqualität organisiert und koordiniert wird) gegen die Abbaumassnahmen der Kantonsregierung vor. Es geht ihnen nicht nur um Kulturschaffende, sondern um alle. Um die Lebensqualität im Kanton Luzern.

Eine gestern veröffentlichte und vom Regierungsrat in Auftrag gegebene Bevölkerungsumfrage (für 37000 Franken) zeigt, dass das Nein gegen die Steuererhöhung ein Nein gegen die Finanzpolitik von Marcel Schwerzmann ist. Trotzdem hält die bürgerliche Politfront an ebendieser Finanzpolitik fest. Am 8. September geht es darum, dass die linke, rechte und liberale Bevölkerung zusammenhält und dieser Politfront zeigt, dass sie mit der inhumanen Attitüde und ihren Abbaukonsequenzen nicht einverstanden ist. Letzte Woche hat SVP-Nationalrat Felix Müri zusammen mit SP-Nationalrätin Prisca Heimo-Birrer in der Hertensteinstrasse Unterschriften gegen einen Fluglärmstopp im Sommer gesammelt. Na also, geht doch. Es ist im Interesse eines jeden Bürgers und einer jeden Bürgerin im Kanton Luzern, dieser gescheiterten, dummen und kurzsichtigen Politik ein Ende zu setzen. Deshalb ist der Aktionstag am 8. September Pflicht.

Dreck. Hungertuch. Auswringen.

Szene 0: Vor der «Präsentation» gab es doch noch ein kleines Stück Theater. Claudia Bucher sitzt einige Minuten still da. Dann tunkt sie ihren Kopf in einen metallenen, grossen Wasserkübel vor ihr. Sie blubbert einige Male, steht auf. Bucher nimmt das in den Kübel eingelegte Tuch heraus und lässt restlos das Wasser in den Kübel tropfen. Bis nur noch Dreck im Tuch ist. Sie rollt den Dreck auf dem Boden herum, stopft ihn in ihre Stiefel, steigt hinein und watschelt davon. In der eindrücklichen Performance überlagern sich Symboliken und Metaphern, wie sich im Moment Stimmen und Empfindungen im Kanton Luzern überlagern. Wird das überlebensnotwendige Wasser Tropfen für Tropfen weggekürzt, bleibt am Schluss nur noch ein Haufen Dreck übrig.

Da war doch noch was? Ach ja, der Spielplan der freien Theaterszene. Wird bald aufgeschaltet unter: http://zentralschweiz.a-c-t.ch/

Performance Claudia bucher