Haben Sie Angst vor Unterhaltung! NKK: Neues Komma Kollektiv in der Loge Luzern

Das NKK lud gestern zum würzig-witzigen Literaturabend in die Loge Luzern. Die servierten Text-Häppchen waren fade, höchstens geniessbar. Ein Spektakel mit Judith Stadlin, Michael van Orsouw, André Schürmann und den Spezialgästen Alice Schmid und Solange Erler.

Gestern Abend verwandelte sich die 5 m²-Bühne der Loge in ein Labor für Sprachexperimente und Improvisation. Die Gesellschaft wirkt geradezu familiär, man rückt zusammen und gönnt sich ein Glas Wein. Sogar der Postautofahrer aus Romoos hat den weiten Weg auf sich genommen, um den sagenhaften Geschichten von Alice Schmid zu lauschen. Aus chrosenden Lautsprechern schmettert eine metallische Stimme in die Manege, verkündet das Neue Komma Kollektiv und sorgt mit Trommelwirbel für einen pompösen Auftakt. Der Vorhang fällt, sogleich erobert Frau Stadlin das Mikrofon. Sie nimmt sich fünfzehn lange Minuten Zeit, stellt die Gäste vor und moderiert den Abend. Ihr Versprechen ans Publikum: Neue Gesichter, neue Texte, neue Moderatorin und neuer Name. Freies Komma Kollektiv wird selbstverständlich zum Neuen Komma Kollektiv. Bei so viel Neuem erwartet man auch Neues zu hören. Doch man spannt uns auf die Folter. In Judith Stadlins «Das X ist das neue U» wird zwar Alt zu Neu, der Kebab zur neuen Pizza, aber uhhh das haben wir schon x-mal gehört. Daraufhin lüftet Michael van Orsouw «S' Gheimnis vo de Wirtschaft», nämlich, dass «Sale» keine neue Ladenkette, sondern der englische Begriff für Ausverkauf ist. Ein Augenzwinkern, dennoch bedarf es nicht den Gaben eines Genies, um der Pointe schon im ersten Satz auf die Schliche zu kommen. Zum Schmunzeln regen vor allem die Beiträge der Spezialgäste an. Alice Schmid liest Fragmente aus Ihrem Bestseller und Debüt-Roman «Dreizehn ist meine Zahl» und fesselt mit der Geschichte vom Enziloch. Die Illustratorin Solange Erler begleitet mit ihren erzählerischen Illustrationen und interpretiert die Texte der Autoren auf visueller Ebene. Zwischendurch gibt es zehn Minuten Pause, um die Eindrücke setzen zu lassen. Ich muss gestehen, ein bisschen enttäuscht bin ich schon. NKK verspricht viel Neues und geizt schon im Veranstaltungsbeschrieb mit Informationen. Folglich weckt das Erwartungen, die aber nicht erfüllt werden. Weder wurde ein neuer Gedanke im Literarischen Kontext aufgegriffen, noch konnte man dem Anspruch auf Neuartigkeit gerecht werden. Die Veranstaltung verkommt zur blossen Unterhaltung, das Publikum wird bespasst, statt angeregt und das ist leider nichts Neues. Dabei wäre das Konzept von NKK an sich interessant: Stadlin, van Orsouw und Schürmann schreiben für jede Folge von NKK neue Texte und laden Gäste aus der Literaturszene ein. Dem Publikum werden auf diese Weise eine bunte Auswahl an literarischen Texten, Wortspielen, Lyrik und Prosa geboten.