Groove predigen und Groove trinken

Treibhaus Luzern, 09.06.2017: Interstellar Supercops und Mothership Caldonia lieferten sich diesen Freitag ein Duell der Genres. Psychedelic Rock 'n’ Reggae versus Funky-Jazzy-Soul. Beide Kontrahenten machten ihren Musikrichtungen alle Ehre und der Gewinner war das Publikum.

Musikalische Zeitreisen sind etwas Wunderbares: Man kann sich vorstellen, wie es war, bei älteren Legendenbands im Publikum zu stehen. Bestimmte Generationen (zu denen auch ich gehöre) werden nie erfahren, wie es bei den ersten Gigs von The Greatful Dead war, aber bei den Interstellar Supercops aus Luzern kann man Jerry Garcia und Co. schon fast sehen und definitiv hören.

Ausgestattet mit den elementaren Rockbandelementen (Gitarre, Bass, Schlagzeug) und einer versierten Perkussionssektion nahmen die vier Musiker das Publikum mit in die verworrene Welt von ausgedehnten Gitarrenlicks und Conga-Solos. An gewissen Stellen erinnerte es ein wenig an den mit LSD getränkten Woodstock-Auftritt von Santana.

Nach den ersten paar Songs driftete das Ganze dann in Reggaegefilde ab. Ein kleines Grüppchen im Publikum sang aus Spass den Text von Max Romeo’s «Chase The Devil» mit, der perfekt passte. Alle waren begeistert.

Dann war es Zeit für einen weiteren Sprung durch die Zeit: Ab in die späten 70er- / frühen 80er-Jahre. Es war Zeit für the Funk. Die Brass-Sektion war zwar eine Person weniger, aber das tat dem Rhythmus und dem Soul keinen Abbruch. Der Groove von Mothership Caldonia ging von der Bühne aus direkt in die Beine. Da konnte sich niemand mehr ruhig halten. Sängerin Tiffany Limacher erinnerte an Betty Davis oder Sharon Jones. Eine Stimme mit Seele und einer Energie à la James Brown, der einfach nicht von der Bühne gehen will.

Die sieben Musiker waren ebenfalls völlig in ihrem Element. So hauten sie die Beats und Grooves raus, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Wie der Titel des Abends versprach, wurde man von Anfang an vom Groove infiziert und kam den Rest des Abends nicht mehr davon los.