Gitarrensaiten sind nicht für die Ewigkeit

Zwischenbühne Horw, Freitag 7. Juni 2013: Viele Gitarren waren an jenem Abend am Start. Dass insgesamt vier Saiten an einem Abend gerissen sind, ist ungewöhnlich. Trotzdem liessen sich die jungen Augustine’s Suspenders und Hej Francis! nicht aus der Ruhe bringen.

Wenn es nach einem gefühlten halben Jahr endlich wieder mal Sonnenschein und angenehme Temperaturen zu geniessen gibt, scheint das Verlangen nach Seepromenade immens grösser als ein Konzertbesuch. Diese Erfahrung musste leider auch die Zwischenbühne machen, denn während den gestrigen zwei Abendkonzerten leuchteten mehr Scheinwerfer, als Gäste der Musik lauschten. Aber was sich negativ auf die Abendkasse auswirken kann, muss nicht a priori auf die Atmosphäre übertragen werden. Die wenigen Leute schienen jeweils mindestens ein Bandmitglied zu kennen und liessen sich dementsprechend für die Musik begeistern. Nachdem ein Bandmitglied der Augustine’s Suspenders mit ziemlicher Verspätung in Horw eintraf – nach eigenen Angaben aufgrund einer desaströsen Theateraufführung –, begann das Konzert gleich sehr vielversprechend. Mamas und Papas der noch jungen Bandmitglieder pilgerten pflichtbewusst in die kleine, aber feine Zwischenbühne. Die fünf Bandmitglieder von den Augustine’s Suspenders stammen aus Luzern und scheinen der Stadt das Brandmal einer Rock City mit gitarrenlastigem Nachdruck wieder aufzustempeln. Dies präsentierte sich als solider Indie-Rock, mal schneller, mal härter, mal lauter, mal sanfter. Drei Gitarren, ein Bass und zwei flinke Hände am Schlagzeug haben es verstanden, mehr als nur drei Akkorde von sich zu geben und ein abwechslungsreiches, gut ausgewogenes und mit einigen überraschenden musikalischen Wendungen versehenes Konzert zu liefern. Die musikalische Bandbreite war beachtenswert, bedenkt man, dass die Jungs erste seit kürzlich gemeinsam Musik machen und ihre erste EP über Crowdfunding finanzieren, in Eigenregie produzieren und voraussichtlich im Herbst taufen werden. Auch wenn die Interaktion mit dem Publikum noch verbesserungswürdig ist, steckt viel Potenzial in den jungen Burschen, deren Bandnamen auf der Idee einer gemeinsamen Traumfrau basiert, nämlich Augustine, die mit Strapsen (eng. Suspenders) bekleidet ist.

Herausgestochen ist vor allem Sebi, der Sänger, welcher sich nicht nur Attitüde und Look von Indie-Grössen abschaute, sondern mit charismatischer Stimme und talentierten Instrumentenkenntnissen auf sich aufmerksam gemacht hat. Kurzerhand wurde er vom Hauptact, den Luzerner Lokalmatadoren von Hej Francis!, als erweitertes Bandmitglied am Elektropiano vorgestellt.

Der Frontmann von Hej Francis! singt auf Französisch, was in der Deutschschweiz beinahe einen Kulturschock auslöst. Ungewohnt und gleichsam faszinierend lauscht man den Songzeilen und entdeckt nicht selten einen einprägsamen Refrain. Mit dem hitverdächtigen «Papillon», den unsereins auf Radio 3FACH schon mehrfach gehört hat, lockten Hej Francis! die Besucher wieder in die Zwischenbühne. Härter in den Gitarrenriffs, deutlich schneller und rhythmischer als die Vorband spielte die Luzerner Combo bereits zu Beginn ihre bekannten Songs. Ein Trompeter sorgte bei einigen Stücken für zusätzlichen Schwung, was durchaus ein paar Besucherbeine in Bewegung brachte und phasenweise folkloristische Züge mit sich führte. Der French-Rock überzeugte nicht nur die Vorband, die es sich in der ersten Reihe gemütlich gemacht hat, sondern auch die wenigen Dagebliebenen und Zwischenbühne-Mitarbeiter. So war es auch nicht verwunderlich, dass nach dem üblichen Set noch eine lautstark geforderte Zugabe folgte. Mit «Fais-moi peur» zeigten Hej Francis!, dass sie auch mit leiseren Tönen sehr gut umgehen können, lieferten neben der einfühlsame Ballade zwar am Ende nochmals ein rasantes Stück als Schlussbouquet. Insgesamt konnten beiden Bands überzeugen und es bleibt zu hoffen, dass sie an solch schönen Abenden vielleicht das eine oder andere Openair-Konzert mit mehr Besuchern spielen können.

Nächste Konzerte in der Region: Augustine’s Suspenders: 15.6., Openair Buchrain Hej Francis!: 10.8., Ebo Festival Ebikon