Funky Town

Schüür, Luzern, 14.10.2017: Wie es so schön heisst, fallen Feste aus, wie man sie feiert. Luzerns Konzerthaus Schüür hat zu feiern, sein 25. Jahr. Unter anderem und vor allem mit der grossen Jubi-Fuehr mit 2x25 Beteiligten. Affiche: «Freak Power featuring Luzern». Heimliches Motto: «Funky, funky».

Sport und Musik. Zum Trost geht’s in die Schüür. Er ist nötig. Promotion-League-Tabellenerster Kriens hat im Gersag gegen SC YF Juventus (Platz 14) ein klägliches 0:0 hinbekommen. Ein Spiel zum Vergessen. Also von der Vorstadt schleunigst ins Zentrum, zur Musik, in die Schüür. Es ist schon spät, als alles beginnt, nach 22.30, so richtig weltstadtmässig.

Es hätte noch für ein paar mehr Platz. Sei’s drum. Dafür hat es mehr Platz, ist nicht so eng wie bei Full House. Gerangel gibt’s zur Abwechslung auf der Bühne. Der Reihe nach füllt sie sich im Laufe des langen Abends im Geiste von 1990er-Funkpop. Denn die Geschichte geht so: 1995 spielte die britische Band Freak Power (mit einem gewissen Norman Cook, auch bekannt als Fatboy Slim, Programming) in der Schüür, der Vorsänger und Posaunist hiess Ashley Slater. Er heisst immer noch so und ist 22 Jahre danach erneut nach Luzern gekommen. Mitgebracht hat er sich, seine Posaune und die altgediente Backing-Vokalistin Kate Cameron. Eine Woche lang wird geprobt, gemäss Recherchen von kulturteil.ch insgesamt 25 Stunden; an einem Tag musste Ashley noch auf den Pilatus. Probeort: Das befreundete Jugendkulturlokal Treibhaus.

Aber noch etwas zum Publikum: Nachweislich hat es welche darunter, die damals schon dabei waren, ein paar können sich nicht erinnern; viele im Publikum des Jahres 2017 waren nicht dabei, weil gar noch nicht geboren. Bereits drei Jahre vor 1995, an der Schüür-Eröffnung, war Fredy Studer dabei, nicht im Publikum natürlich: Er trommelte auf der Bühne, so wie er es im Jubiläumsjahr tut. Tja, wie die Zeit vergeht. Ein paar Veteranen der Kategorie Schüür-Chefs sind natürlich auch da. Thomas «Gisi» Gisler gehört auch schon dazu.

Es dürfte einmalig sein, eine so grosse Fuehr auf die Beine zu stellen. Dass da ein Brite nach Luzern kommt, um mit Einheimischen gemeinsame Sache zu machen. Um Freak-Power-Songs einzuüben und zum Besten zu geben. Als eine Art popmusikalisches Reenactment in eigener Sache. Die Luzerner Musikszene lässt sich dabei nicht lumpen, die versammelte Schar unterschiedlichster Talente ist dabei. Konzertiert wird im Band-System.

spinning wheelDen Anfang macht ein Quartett mit den Herren Heusser, Woll, Bachmann und Muslijevic. Dann fast schon Jazz. Das zweite Quartett nennt sich sinnigerweise Respondek-Ruckli-Studer-Pfammatter. Vielmehrköpfig im Vergleich sind Spinning Wheel, die haben ein ausgewachsenes Gebläse und tönen naturgemäss schön fett und voll. Originell der Bandname Staubrolliger Furrberther, wo eben Menschen mit solchen Namen spielen, namentlich Franziska Staubli (Gitarre), Martina Berther (Bass), Christov Rolla (Tasten) und Nick Furrer aka Haubi Songs am Schlagzeug und nicht etwa am Bass. Das tönt alles kompetent und so, als würde die jeweilige Band das Freak-Power-Repertoire als das eigene seit eh und je intus haben. Und noch etwas: Der Chor kommt. Eine böse Zunge bemerkt, dass es stellenweise, bei einem Hallelujah-artigen Stück, entfernt an Bo Katzman gemahnt. Ein exklusiv für den Schüür-Abend zusammengestellter 20-köpfiger Klangkörper unter der Leitung von Christov Rolla. Der Chor bleibt, als noch eine weitere Band die Bühne betritt. Es sind die zu Recht im Moment sehr angesagten Hanreti.

ChorWas will uns das alles sagen? Luzern kann auch Funk. Luzern ist eine veritable Funky Town. Und in Sachen Kompetenz kann sich das hiesige Musikschaffen auch oder gerade in dieser vorgeführten angewandten Funktion sehen und hören lassen. Derweil der «Star» des Abends mit seinen Mitmach-Animationen und Moderationen zeitweise etwas Old-School-mässig daherkam.

Langlebig waren Freak Power übrigens nicht: Gerademal zwischen 1993 und 1999 (mit Unterbrüchen) und zwei Alben lang gab es sie. Doch es soll sie wieder geben – Comeback 2018. Mit Schüür-Besuch. Ashley Slater gehört ja nun offiziell dazu, just so nämlich lässt es der verantwortliche Schüür-Chef Marco Liembd verlauten (auf Englisch, wir übersetzen): «Du bist mit einer Posaune nach Luzern gekommen; du verlässt uns als Mitglied unserer Familie.»

Oben ist fertig. Schnell leert sich der Schüür-Saal. Unten die Überraschung, einiges nach Mitternacht: 7 Dollar Taxi spielen in der Bar, neu mit fünftem Mann am Keyboard, mit alten Heulern im Gepäck (der Klassiker «Red Lips» von 2007) und neuem Material.

Ein schönes Fest war's. Ist gut ausgefallen, hat gefallen. Auf die nächsten 25 Jahre Schüür! Loud & proud!

stophFotos: Stoph Ruckli