Frühling & Literatur, lesen & hören

ZHB Luzern, 10.3.2016: «Luzern Bucht» heisst ja jetzt (wieder) «Literaturfest». Auftakt zum grossen Lesemarathon war gestern mit «Innerschweizer Literatur» in der Zentral- und Hochschulbibliothek, die Eröffnung folgt am Freitag mit einem Gratis-Schmankerl. Und im Neubad wird es kriminell und aber auch hochliterarisch. Ein paar erste Impressionen.

Ina Brückel ist die Beauftragte für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit der ZHB und natürlich selber Leserin. An ihr ist es, im eigenen Haus den Abend «Zentralschweizer Literatur» zu moderieren. Einleitend gibt’s Kalendarisches, nämlich: Der Frühling ist gekommen – «endlich Frühling, endlich Literatur». Und wenn auch, so Brückel, das Literaturfest nur drei Tage dauert und eben nicht «immerwährend sein kann», gäbe es diesen Trost: «In der Bibliothek treffen Sie Ihre Lieblingsautoren immer.» Einfach nicht so leibhaftig wie am Donnerstag mit den vier Geladenen, die sich zur Ü-60-Veranstaltung* einfanden. «Zwei gemischte Doppel, ungedopt» (Brückel). Und neben Sportivem diese Statistik: Drei von vier sind bzw. waren Lehrpersonen. Was mag es bedeuten?

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Angelika Waldis lebt schon lange nicht mehr in Luzern (wo sie die ZHB, die damals noch ZB hiess, eifrig frequentiert haben soll). Dafür hat sie in Zürich zusammen mit ihrem Mann die Jugendzeitschrift «Spick» erfunden und lange auch gestaltet. Entstanden ist auch ein stattliches literarisches Werk. Wenn wir richtig gezählt haben, ist der aktuelle Roman «Marktplatz der Heimlichkeiten» Angelika Waldis’ elftes Buch. Es handelt von Begebenheiten oder Machenschaften im Innern eines (Zürcher) Medienhauses. Konkret ist ein Personal von mehr als zwei Dutzend Personen am Werk im literarischen Biotop der «Neuen Schweizer Zeitung». Aus dem Vorgetragenen (alle haben je gut eine halbe Stunde zur Verfügung) lesen wir einen sanft-satirischen Ton heraus, was, auch ein Nebeneffekt solcher Vorles-Anlässe, unter Umständen Lust auf die Lektüre des ganzen Romans machen könnte.

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Ein vielfältiges und umfangreiches Œuvre hat Heinz Stalder aus Kriens vorzuweisen. Nebst literarischen Reportagen (etwa in «Du») Gedichte, Theaterstücke, Hörspiele und natürlich veritable Romane. So einen gibt’s buchstäblich druckfrisch, diese Woche ist er erschienen: «Bärenlieder». In der März-Ausgabe von «041 – Das Kulturmagazin» scheint, wenn nicht alles, so doch etliches gesagt. Dazu der Gratis-Tipp eines schönen Lesemüsterchens hier. Heinz Stalders jüngster Roman spielt in Finnland oben, wo er sich auch selber gerne und seit Jahrzehnten aufhält (andere Ferndestination: London). Stalder liest aus dem Anfang, um gleich sein Roman-Personal vorzustellen, Menschen in den Wäldern Ostfinnlands, in einem Setting, das der Autor gleichsam ethnografisch wiedergibt. Dieses Buch lese ich jetzt dann grad.

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In der Pause ein Bier und danach Lyrik. Katharina Lanfranconi ist eine der wenigen in der Zentralschweiz, die vornehmlich Gedichte publiziert. Ihr aktueller Band heisst «komm auf den balkon» – und höre da, das Titelgedicht spricht sie zum Einstieg auswendig ins Mikrofon. Auffällig auch: Es kann vorkommen, dass sie ein Gedicht gleich nochmal liest, dann, wenn sie ins Publikum schaut und dort bestimmte Blicke wahrnimmt (die etwa Unverständnis signalisieren). Z.B. jenes mit dem schönen Satz: «Ich frage mich, ob Winterbäume Frühling träumen». Zu hören ist auch eine kleine «Istanbul»-Gedichtreihe. Lanfranconi: «Ich reise nicht viel. Aber wenn ich einmal reise, entstehen meist Gedichte.»

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Peter Weingartner aus Triengen hat sich ein Headset umgeschnallt. So kann er «ambulant» lesen, sitzend, stehend, die Position wechselnd. Er trägt seinen Auszug aus «Rosa grast am Pannenstreifen» angenehm lebendig vor. Es ist die Geschichte vom Sonderling und Querulanten Konrad Amstutz, «ein Blues in 24 Takten». Könnte man auch ganz lesen.

*Auflösung des Ü-60-Rätsels, die Jahrgänge der Lesenden (in order of appearance): 1940, 1939, 1948, 1954. Literaturfest Luzern – Das Programm Freitag, 11.3., 17.00, Kornschütte, Eintritt frei: Offizielle Eröffnung, 17.30: Jens Nielsen Buchmarkt Freitag, 11.3., 19.30, Neubad: Krimiabend mit Monika Mansour, Sunil Mann, Claudia Rusch, Oliver Bottini, Faruk Muslijevic (Akkordeon) Samstag/Sonntag, 12./13.3., 12.00, Kornschütte, Eintritt frei: Buchmarkt & Literatursofa mit u.a. Jens Nielsen, Ricco Bilger, Christine Weber, Pirmin Bossart Samstag, 12.3., 19.00, Neubad: Literaturabend mit Rolf Lappert, Monique Schwitter, Bettin Spoerri, Adolf Musch und Die Astronauten Sonntag, 13.3., 14.00, Viva Luzern AG Rosenbergstrasse 2/4, Eintritt frei: Satellit, Lesefieber mit Manuela Hofstätter, musikalische Intermezzi mit Hämi Hämmerli und Ricardo Regidor www.literaturfest.ch