Frida Kahlo und die Musik

Kollegium St. Fidelis, 06.04.2016: Der zweite Tag der Stanser Musiktage im Kollegi brachte französische Nonchalance und groovende Überlagerungen mit sich. Hindi Zahra liess Stans schwelgen und schwitzen.

(Bild rechts: Hindi Zahra)

«Excusez-moi, we'll do it again» – welch ein Schock zu Beginn! Der französisch-marokkanische Superstar Hindi Zahra hat doch tatsächlich beim zweiten Song den Text vergessen. Was eine tödliche Wendung beim Publikum einnehmen kann, sorgte bei der Stanser-Musiktage-Zuhörerschaft für einen zusätzlichen Push. Zahra und Zuhörerschaft gehörten ab sofort zusammen. Kein Wunder, nahm doch schon der zuvor gespielte Gänsehaut-Opener «To the Forces» umgemein ein.

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Wenn Frida Kahlo Musik gemacht hätte, hätte sie das wohl unter dem Namen Hindi Zahra getan. Visuell ähneln sich die beiden Künstlerinnen wie Geschwister; dementsprechend weist Zahra auch gerne darauf hin. Die brilliante Sängerin nahm auf der Bühne den Raum für sich ein, faszinierte mit Laszivität und ungemeiner Energie. Selbiges galt für ihre hervorragende Band. Egal, ob Perkussionist, Trompeter/Posaunist/Flügelhornist oder Gitarrist: Die fünf Mitmusiker boten einen hervorragenden Job, ohne ihre «Chefin» in den Hintergrund zu stellen.

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Diese wiederum verzauberte und vereinnahmte durch ihre blosse Aura. Doch nicht überall machte das Publikum in Stans sofort mit. Mitsingen oder Mitklatschen? Denkste! Zuerst musste Zahra zeigen, was sie kann. Egal, wie berühmt man ist; mitgemacht wird in der Schweiz erst, nachdem man sich bewiesen hat. Doch wenn die hiesige Zuhörerschaft überzeugt ist, gehört sie zu den besten der Welt. Dementsprechend begeistert wurde die Mischung aus Folk- und Worldmusik entgegenengenommen. Wer hierbei in die Songs der Marokkanerin hineingehört hatte und eine eine entspannte Singer-Songwriter-Session erwartete, kam auf die Welt. [youtube KCKnfHMYimI nolink] Regelmässig schaltete die Band in einen mitreissenden Groovemodus; da wurde zum Mitklatschen animiert sowie getanzt und geschwitzt. Immer wieder tauchten auch Überlagerungen auf: drei über zwei en masse. Grande magica, was so eine Rhythmusstruktur auslösen kann! Dass eine geklatschte Triolenfigur der Musikformation in Stans auch mal zu Achteln umgedeutet wurde, tat der Euphorie keinen Abbruch. Das liess sogar die seltenen, aber doch vorhandenen und etwas belanglosen Momente schnell vergessen. Auf die Spitze trieben Hindi Zahra und ihre Jungs dieses Konzept bei der letzten Zugabe. Die wilden Headbang-Einlagen der Frontfrau sorgten für Begeisterung und ein unvergessliches audiovisuelles Bild im Kollegium St. Fidelis. Frida Kahlo wäre glücklich gewesen.