Fördergelder, Fördergelder, Fördergelder

Neubad, 13.10.2015: Kulturpolitische Themen, die beschäftigten, kurz und sec thematisieren – das ist das Ziel des Neubad Talk, einer neu lancierten Diskussionsplattform. «Hat Luzern einen Kulturüberfluss?» lautete die Frage der ersten Ausgabe. Drei Gäste sollten Antwort geben.

Die Grundidee des Neubad Talk ist eine sehr gute Sache: Kurz und knackig kulturpolitische Themen, die beschäftigen, in einer moderierten Runde diskutieren. Das Podientrio der ersten Ausgabe bestand aus Laura Breitschmid (Team sic! Raum für Kunst und Mitglied FUKA-Kommission der Stadt Luzern), Basil Rogger (Kulturwissenschaftler und 041-Kolumnist) und Thomas «Gisi» Gisler (Geschäfts- und Programmleitung Konzerthaus Schüür). Moderiert wurde von Philippe «Pille» Weizenegger, Freier Journalist 041 – Das Kulturmagazin und SRF. In Luzern wird immer mehr Kultur produziert, von Profis wie auch von Laien. Der «Markt» wird härter, Kulturförderer müssen immer mehr ablehnen, das Publikum scheint überfordert – warum ist das so und wo führt das hin? So weit die Fragestellung, welche der Pressetext initiierte. Auf den Punkt gebracht: Hat Luzern einen Kulturüberfluss? Nach 30 Sekunden die Antwort: Ja. Folgefrage: Ist das gut? Ja. Überfluss bedeutet schliesslich nichts Schlechtes. Damit war das Hauptthema des Abends eigentlich bereits beantwortet. Was sollten die schätzungsweise 60 Besucherinnen und Besucher (auf Facebook angemeldet haben sich doppelt so viele, aber so wichtig schien das Thema in Anbetracht des scheusslichen Wetters dann doch nicht zu sein) in der Folge erwarten? Vor allem eine Diskussion ohne wirklichen roten Faden über Themen wie Fördergelder, die Zukunft der Kultur, Fördergelder, das Kultur-Publikum, Fördergelder, Inhalte sowie Fördergelder (der endlosen Frage, was Kultur ist, wurde glücklicherweise ausgewichen). Die Rollenverteilung kristallisierte sich hierbei rasch heraus: Gisi sorgte grösstenteils für die Lacher, Breitschmid für Sympathien und Rogger für die wissenschaftliche Kompetenz.

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Zusammengefasst: Der Luzerner Kultur geht es momentan gut und sie wächst stetig. Es steht jedoch ein Verdrängungskampf bevor aufgrund Druck der Sparmassnahmen sowie Verschiebungen an den Fördertöpfen. Kommuniziert wird immer noch eher schwach, ökonomische Gedanken sollten nicht im Vordergrund stehen (werden jedoch immer wichtiger) und das Anlocken von Publikum bildet nach wie vor eine Kernaufgabe und Wissenschaft für sich. Was ich als Kulturinteressierte_r besuche, ist eine Sache der Priorisierung (Breitschmid), positiver Kulturüberfluss ist, wenn man etwas macht, und das lieber zu viel als zu wenig (Gisler) und entscheidend ist die Cleverness der Argumentation für Inhalte, um auch Zielgruppen wie Kinder oder bildungsferne Schichten anzulocken (Rogger) – jeweils angenehm zusammengefasst von Moderator Weizenegger. Der Frage aus den Publikumsrängen von Neubad-Betriebsleiter Dominic Chenaux, was es denn zu viel an Kultur gäbe in Luzern, wurde ausgewichen (in der Luzerner Kulturszene tritt man sich schliesslich nicht auf die Füsse) und weitere Anmerkungen gingen oftmals in der Akustik des Hallenbads unter. Zusammengefasst war der Neubad Talk nicht unbedingt eine Veranstaltung, an der das grösstenteils im Kulturbusiness tätige Publikum viel Neues lernte. Aber es wurden von allen Seiten immer wieder Elemente angesprochen und interessante Inputs gebracht, die zum Nachdenken und anschliessenden Diskutieren anregten – was nach dem Podium auch rege in Anspruch genommen wurde. Für die nächste Ausgabe wünscht man sich trotzdem eine differenzierte Fragestellung und vielleicht seitens der Moderation auch eher mal ein Eingreifen bei langen Voten aus dem Publikum – oder schlicht einen roten Faden, der die Diskussion nicht allzu sehr ausufern lässt. Löblich ist die Idee, wie schon zu Beginn bemerkt, allemal – und geht bereits weiter: Der nächste Neubad Talk behandelt das Thema «Verkehrspolitik» (O-Ton Weizenegger) ... oder doch nicht eher Kulturpolitik?