FKK, FKK, FKK, Hurraaaa!

Kennen Sie die Kommaregeln? Und bestimmt wissen Sie, was FKK bedeutet? Um diese Fragen ging es unter anderem zum Auftakt der Luzerner Lesebühne – der neuen monatlichen Reihe in der Luzerner Loge. Nackte Tatsachen, literarische Protestsongs und der unschlagbare Pedro Lenz als Stargast – das ist FKK, das «Freie Komma Kollektiv».

«Mitmenschen erklären die Kommaregeln»: In verwackelten Videosequenzen wurden Passanten nach den Kommaregeln und der Abkürzung FKK befragt. Die Resultate waren unfreiwillig (aber auch freiwillig) äusserst erheiternd. Doch war dies natürlich nur eine kleine Auffrischung zwischen und nach den Lesungen – dem eigentlichen Hauptprogramm.

Mit dabei bei der Lesebühne sind jeweils Judith Stadlin, Michael van Orsouw, Max Christian Graeff, André Schürmann und ein Gast – diesmal Pedro Lenz (Bild). Für musikalischen Intermezzi sorgt Adi Blum (und in Zukunft auch Christov Rolla).

Den Auftakt machte MC Graeff, auch bekannt von den Morlocks und vom Verlag Das Fünfte Tier – er moderierte durch den Abend. Seine Anfangserkenntnis: «Nackt ist man heute nur noch digital, aber richtig. Ich warte auf die Webcam, die man schlucken kann.» Sowieso waren die Moderation und sein Text «Massacre du printemps» äusserst treffend und von herrlich tiefgründiger Oberflächlichkeit.

Nicht minder schräg die literarischen Protestsongs von Adi Blum an der Handorgel. Gegen Kirchtürme und Glocken: «Hells Bells» von AC/DC, gegen die Diskriminierung der Raucher: «Smoke On The Water» von Deep Purple, für das Frigorex: «Pink Panther».

Stadlin betrat die Mini-Bühne, passend gekleidet: «Unter den Kleidern bin ich nackt.» Sie präsentierte ein Plädoyer für mehr Verständnis gegenüber ausgelassenen Wanderseelen. In kurzen Abständen folgten André Schürmann (der Betreiber der Loge mit seinem Bühnendebüt) mit Gedichten, Michael van Orsouw über die grosse Zukunft des Nacktsports und Pedro Lenz. War es bei den vorherigen Darbietungen zum Teil etwas schwer zu folgen, war Lenz mit seinen wunderbaren Geschichtchen «Der Beton und der Jüngling» und «Im Eisenwarenladen» eine Klasse für sich. In seiner gewohnten Mischung aus atemlosen Tempo und gleichzeitiger Berner Nonchalance hatte der Hüne das Publikum im Sack.

Runde zwei, die Stimmung bereits etwas ausgelassener. Pedro Lenz erzählte – wiederum wunderbar – von einem Mann, der auf die schiefe Bahn geriet und darüber sinniert, wie und wann es soweit kommen konnte, dass er derart den Anschluss verpasste. Van Orsouw präsentierte einen 3-Punkte-Plan für die Schweiz als künftiges Schweine-Kompetenzzentrum als Ersatz zum Finanzplatz – interessant. Und es rundete schliesslich Stadlin (Bild) den Abend ab und heimste die grössten Lacher mit ihrem Text «Der Sprache einen Tritt in den faulen Hintern» ein. Schon mal aufgefallen, wie viele «er» im Deutschen vorkommen. Eben, darum ersetzte Stadlin diese durch «sie». Aus «Eroberer» wird «Sieobsiesie» und aus «Vater und Mutter» analog «Vatsie und Muttsie» – und was ist dann die «Bsielinsie Mausie»? So einfach wie wirkungsvoll und erfrischend.

Nur waren nicht alle Darbietung ebenso eingängig und auf den Punkt (oder das Komma) gebracht wie letztes Beispiel – und der rote Faden durch das Programm war trotz des Überbegriffs FKK schwer nachvollziehbar. Doch die strenge Rhythmisierung, die gelungen wirre Moderation Graeffs und die Vielfältigkeit des Gebotenen war erfrischend. FKK für alle!

Die nächste Lesebühne des «Freien Komma Kollektivs» FKK mit Gast Gisela Widmer, pardon: Widmsie: MI 2. Dezembsie, Loge Luzsien.