Extravagant! – Ebony Bones (wer sonst?) im Südpol

Laut Presseberichten sollen die Konzerte der 24-jährigen Engländerin Ebony Bones ausgelassenes Spektakel sein. Gestern Dienstag spielte sie im Luzerner Südpol – von unserem Mann vor Ort wollten wir wissen, ob denn die Fetzen flogen.

Jonas Wydler, Sie haben Ebony Bones in Luzern live erlebt – mag die durch das Internet gross gewordene «Post-Punk-Queen» zu überzeugen? Nun, ich muss vorwegschicken, dass der Rummel diesen Sommer um Ebony Bones (dann veröffentlichte sie ihr Debüt-Album «Bone of My Bones», Anm. d. Red.) etwas an mir vorbeigegangen war, also fuhr ich ziemlich unbelastet ans Konzert. Es war tatsächlich ein Spektakel: Ein wilder Stilmix, den ich mal so spontan als karnevalistischen Disco-Punk bezeichnen würde. Ebony Thomas, wie sie bürgerlich heisst, hat eine enorme Bühnenpräsenz, die durch ihren extravagant farbigen Kleidungsstil perfekt unterstützt wurde. Nie hab ich während des Konzerts daran gedacht, dass da eine auf der Bühne steht, die mit 16 Jahren in der englischen Telenovela «Family Affairs» gross geworden war und danach beschloss, via Myspace durchzustarten. Aber eigentlich wirkt die Leistung dieser Frau angesichts dieses zweifelhaften Hintergrunds noch sympathischer und erstaunlicher. Geht's auch konkreter? Wie war's denn nun? Es ging ab wie Sau auf der Bühne. Die beiden Backgroundsängerinnen legten eine atemberaubende Tanzperformance hin zu einem Schlagzeug, das wunderbar schepperte und hämmerte – Beats zwischen Punk und afrikanischen Rhythmen. Daneben zwei Synthesizers, ein Saxofon und Gitarre. Alle bis auf den Drummer trugen ein schrilles Outfit: Der Gitarrist hatte eine Pharao-mässige Kopfbedeckung und die Backgroundsängerinnen (die genauso Tänzerinnen und Perkussionistinnen waren) trugen farbige Kostüme und weisse Ringe um die Augen – um nur diese Beispiele zu nennen. Und die blondierte Mähne von Ebony Thomas in Kombination zum bunten Kostüm mit aufgeplusterten Ärmeln und roten Leggins – eine Ode fürs modebewusste Auge. Es war Dienstagabend, keine gute Voraussetzung in Luzern für eine gute Party ... Der grosse Saal war gut gefüllt und das Eis erstaunlich schnell gebrochen, was neben der mitreissenden Musik sicher auch an der nimmermüden und ungezähmten Performance der Sängerin lag. Das Publikum bewegte sich ordentlich. Faszinierend fand ich, wie Ebony Bones sich verschiedenster Genres bedient und dies alles zu einem total unbekümmerten Mix vereint – harte Gitarrenriffs, afrikanische Rhythmen, Disco-Punk-Gehämmer, es gelingt ihr alles, weil sie das total unideologisch und ohne Scheuklappen angeht und mit ihrer unglaublichen Energie bündelt. Klar wäre das Ganze am Wochenende noch ultimativer gewesen, zumal DJ Uas vor und nach dem Konzert für super Sound ab Konserve sorgte. Ebony Bones hat auf dem Album alles selbst eingespielt ...

... ja, sie ist anscheinend eine einsame Schafferin, die nicht den kollektiven Prozess sucht, was man sich angesichts der exzessiven Live-Darbietung schlecht vorstellen kann. Auf jeden Fall setzte die Band live souverän um, was Ebony Thomas im stillen Kämmerlein für den Tonträger vorbereitet hatte. Das perfekt Konzert, oder was? Man kann schon auch nörgeln: Anfangs war das Ganze schwammig gemixt, man hörte Details in den Gitarrenparts oder Gesangschören kaum – das war schade, wurde aber mit der Zeit besser. Zudem war das Konzert mit etwa einer Stunde Spielzeit gar kurz – aber lieber das, als Bands, die nicht merken, wann sie aufhören sollten. Ach ja, lustig war auch das Cover, das Ebony Bones spielte: «The Wall» von Pink Floyd. Befreit von allem Bombast, zeigte sie mir, dass dieser Song gar nicht so schlecht ist. Wir danken für das Gespräch. Gut, dann kann ich jetzt schlafen gehen ... und schliesse mit den Worten des «Guardian» zu Ebony Bones: «bloody brilliant».

Ebony Bones «Bone of My Bones» via Stream hören [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=CR4QaGkwjwI[/youtube] [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Uy5fiIbbnPU[/youtube]