Endspiel im Wasteland

Postapokalyptisches im Südpol: Die Basler Gruppe Cuckoo’s gastiert mit ihrem ersten Stück «Das Heulen des Hundes» und hinterlässt eine gewisse Irritation.

Abwrack-Ödnis, Schrottplatz, die Welt liegt in Trümmern und alles im Dunkeln. Es hat Metallzeugs, Kanister, eine ausrangierte Badewanne, Plastik. Drei Figuren treffen sich zum Endspiel in diesem düsteren postapokalyptischen Wasteland. Ein Krieg hat offenbar die Katastrophe angerichtet. Eine Frau, die vorerst tanzend sich ausdrückt, lebt am unwirtlichen Ort. Zu ihr gesellt sich vorerst der massige Mann, den sie, nach einer seiner unwirschen Antworten, «Fuckoff» nennen. Ein anderer gewesener Krieger ist Gabor, der an seiner Kette feilt. Ihm scheint die eigene Sprache abhanden gekommen; er verständigt sich in uneigentlicher Rede, es ist die eines Schöngeistes, der, für die Übrigen schwerverständlich, deplatzierte Lyrik-Interpretationen zum Besten gibt. Während «Fuckoff» ganz der zwar gebrochene Bodenständig-Erdige ist und aus der wahren, wirklichen Welt berichtet. Die Begegnung der drei scheint jene Geschichte zu sein, die ein Mädchen im Krankenbett als Märchen erzählt. Im Märchen aber, so wissen wir, gehen die Geschichten gut aus. Hier nicht. Am Krankenbett spielt der Musiker auf der Gitarre und dem Laptop. Ein dezentes Fiepsen zieht sich praktisch unentwegt durch die Länge des Stücks, als optische Entsprechung dazu blinkt es an den Bühnenrändern aus unzähligen roten und blauen Lichtern. Verständigungen sind im Verbalen möglich, etwa dort, wo Kochrezepte ausführlich von allen Dreien erläutert werden: Fleisch, Salat, Fisch. Menschen, die Welt am Nullpunkt, der Versuch eines individuellen Neuanfangs – so ist das Geschehen zu interpretieren. Da ist der Satz, der mehr als einmal fällt, von unpassender Ironie. Es ist das Zitat von Hermann Hesse: «Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.»

Die neue freie Basler Theatergruppe Cuckoo’s hat ihren Namen gleich von ihrem ersten Stück abgeleitet. Denn inspiriert wurde es vom russischen Film «Kukuschka», der immerhin in groben Zügen den Plot mit diesem Stück teilt. «Frei nach» wäre hier also ein «ziemlich frei nach». Wie es so schön heisst: «Das Heulen des Hundes» lässt das Publikum mit nicht wenig Ratlosigkeit zurück. Darüber, wie das alles zusammen- und aufgeht, was da gemeint ist. Irritation kann manchmal auch ein Antrieb sein. Doch, man kann sich darauf einlassen.

Theatergruppe Cuckoo’s: «Das Heulen des Hundes». Regie: Michael Neuenschwander, mit Alice Gartenschläger, Martin Engler, Jeanne Neuenschwander Le Moign, Tom Schneider. Weitere Aufführung: FR 17. April, 20 Uhr, Südpol