Elgar und der dunkle Ton

Mullbau Luzern, 22.03.2016: Hans Koch (reeds), Flo Stoffner (g) und Lionel Friedli (dr) muss man dem geneigten Impro-Publikum nicht vorstellen. Sie bilden als Elgar ein neues Trio, das am Dienstagabend im Mullbau zum Konzert auch eine brandneue Vinylscheibe mitgebracht hat.

Drei Improvisatoren, ein Raum und ein Publikum, das überraschend zahlreich erschienen ist. Vielleicht locken die (bekannten) Namen, vielleicht wird improvisierte Musik in Luzern langsam aber sicher als Lebenselixier entdeckt, das man auch mal an einem Dienstagabend gerne kippt. Das Trio hat jedenfalls die Geister gut geweckt. Flo Stoffner lässt seine Gitarre zum Impulsgeber mutieren, die er unkompliziert mit Pedal-Effekten erweitert und trotzdem schön gitarristisch handhabt. Hans Koch bläst die Bassklarinette mit stiller Vehemenz und einer Blastechnik, die den Sound wie gedämpft filtert und ihn trotzdem raumfüllend atmen lässt. Lionel Friedli hat das Schlagzeug mit Metall und Zeugs präpariert. Seine zuverlässige Heavyness transformiert sich in diesem Trio in eine rund wirbelnde Leichtigkeit, die mitkomponiert und musikalisch denkt.

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Die drei Individualisten bewegen sich schnell aus dem Sperrigen heraus und kommen in Flow: Stoffner ist auch Bass, Riff, Sound, funky Noise. Koch setzt seine Statements sehr bedacht und geht ihnen auf den Grund. Gleichzeitig lässt er sich immanent inspirieren von dem, was er macht und wie es klingt um ihn. Friedli gibt dem dunklen Ton dieser Musik eine klöppelnde Kargheit. Das Kraftpaket kann seine Energie auch ganz schön in einem ruhigen Space verteilen. Zwei Sets, dazwischen rauchen oder nicht rauchen, etwas trinken, mit den Leuten quatschen. Auf der Bar liegen ein paar CDs von Hans Koch und das neue Album von Elgar auf. Vinyl mit Download Code. Das zweite Set ist durchdrungen von rabiaten Stellen und einem sakralen Crescendo. Der orchestrale Lärm wird rhythmisch auf Drive gehalten. Dennoch sind Elgar alles andere als Haudegen, die Krach und Power suchen. Sie gestalten Musik in weiten Bögen, die aus Puzzles, Impulsen und sonoren Reeds-Klängen zusammenwächst. Die Sound-Landschaften sind von stillen Tälern zerklüftet in denen am Abend ein Wind aufkommt. Es kann ein Sturm losbrechen, es kann auch nur leise donnern. Oder verwehen. Aber die Energie ist am Knistern.