El Hombre Invisible

Loge, 05.02.2014: Hundert Jahre alt wäre der Beat-Klassiker William Seward Burroughs dieses Jahr geworden. Eine verdiente Dedikation an sein literarisches Schaffen erhielt er in der Loge durch seinen «Komplizen», den deutschen Schriftsteller Jürgen Ploog: Eine Hommage an Burroughs schriftstellerische Methode sowie sein vielschichtiges Leben. Zudem wurde das Erscheinen des Buches «Word Is Virus» gefeiert (Angaben siehe unten).

Das Überall-Fremdsein, Nicht-ganz-Dazugehören ist Burroughs schon seit seiner Kindheit gegeben. Doch er findet seine Heimat im Unterwegssein und Reisen. Nirgends hielt er es lange aus, brach auf nach Los Alamos, Bogota und Lima. Städte Europas, wie Venedig und Kopenhagen nahmen auf seinen Reisen einen zentralen Stellenwert ein. Doch nur Paris und Tanger vermochten ihm ein Refugium zu bieten. Hier wurde die bedrohliche Aussenwelt völlig entwaffnet, ein Zustand des Gelöstseins traf ein, den Burroughs auch im Konsumieren von Rauschgift fand. Tanger diente ihm dabei als Inspirationsquelle, wo er vollgepumpt mit Heroin seinen Roman «Naked Lunch» schrieb. Eine gefundene Oase sich am Leben zu betrinken und sich diesem ganz hinzugeben. Doch nicht nur auf Reisen findet Burroughs einen Teil seines Ichs, dass ihm Heimat verspricht, sondern auch im Schreiben. Mit Hilfe der Cut-up-Technik eignet sich Burroughs eine Methode an, die es ihm erlaubt, sich frei zu schreiben. Frei von Zwängen, Schmerz und Tabus. Mit der Entdeckung dieser auf ihn zugeschnittenen Form, wird Schreiben für ihn zum Ausdruck. Mehr noch, zum Leben. Dabei werden Konventionen des Romans gesprengt, Themen räumlich und zeitlich entgrenzt. Jürgen Ploogs Lesung wendet und ordnet die szenischen Abschnitte aus Burroughs Leben, um sie schliesslich zu einem grösseren Ganzen zusammenzufügen. Man merkt, dass er Burroughs nicht nur gekannt, sondern seine Bewusstseinsebene betreten und verstehen konnte. Auch wenn sich Burroughs zeitlebens unerreichbar und unsichtbar zeigte und zwischen mehreren Persönlichkeiten wechseln konnte, lassen Ploogs Texte das Leben des Beat-Klassikers transparenter erscheinen. Er selbst sah Burroughs als Schreiber, der sich nicht dem Wort, sondern der Sprache verschrieben hatte. Der Fragen stellte, um das Leben zu enträtseln. Die er unter anderem auch Jürgen Ploog stellte und welche dieser wiederum an das Publikum der Loge weitergibt: «Liebe? Was ist das?», und die Burroughs auf seine Art als «das natürlichste Schmerzmittel der Welt. Liebe» beantwortete. Fragen, bei denen klar wird, dass sie einer eigenen subjektiven Beantwortung bedürfen, wollen sie für uns als Individuum richtig beantwortet sein. Burroughs hat sein Leben diesen Fragen verschrieben, mit seinen Büchern Tabus ausgelotet und Grenzen des all zu oft provinziellen Denkens und Handelns überschritten. Ein Literat, der es wagte, auch neben den Konventionen in neuen Bahnen zu denken. Buchpremiere: Pünktlich zu Burroughs’ 100stem Geburtstag erschienen.

Jürgen Ploog, Word is Virus. Essays zu 100 Jahren WSB. Paperback mit Innenklappen, 176 Seiten, mit sw-Fotos. Verlag: der Kollaboratör (Luzern) ISBN 978-3-9523942-4-3 Sfr 32,- Ab sofort im Buchhandel erhältlich und über http://www.derkollaborator.com