Eiskalte Reise zum Erwachsenwerden

Zwischenbühne Horw, 14.12.2013: Nach den abenteuerlichen Geschichten um Krabat, Peter Pan und dem Zauberer von Oz zeigt die Zwischenbühne um diesen Jahreswechsel eine märchenhafte Geschichte, und zwar einen Klassiker des Genres: «Die Schneekönigin» von Hans Christian Andersen, eine Geschichte um Freundschaft und Erwachsenwerden und um das Erwachen des Frühlings nach einem langen, eisigen Winter.

(Von Nicole Buchmann)

Es ist kalt. Sehr kalt. Und es wird immer kälter, draussen auf dem Schlittelhügel, und drinnen, im Herz von Kay. Denn ein Eissplitter ist ihm durchs Auge ins Herz hinab gefallen, worauf ihm die Schneekönigin erscheint und ihn in ihr Schloss mitnimmt. Gerda, seine Freundin, beschliesst ihn zu suchen. Auf ihrer anstrengenden Reise durch die Winterlandschaft, immer weiter in den Norden, trifft sie auf singende Schneemänner, auf eine Eisspinne, auf Eskimos und auf einen gefrorenen Tod. Und auf das weltschnellste und welthellste Rentier. «Die Schneekönigin» ist eines der längsten und komplexesten Märchen von Hans Christian Andersen. Es beginnt mit einer düsteren Szene um einen Dämon, dem ein Zauberspiegel zur Erde fällt und in tausend Stücke zerbricht. Die Splitter geraten den Menschen in die Augen und die Herzen und lassen ihre Gefühle erkalten. So auch bei Kay. In einem kleinen Dorf wohnt er im Haus neben Gerda, mit der er so gut wie jeden Tag über den Dächern und in den Gärten ihrer Häuser spielt. Doch als ihn der Splitter trifft, findet er alles Schöne nur noch hässlich, er verspottet Gerda und benimmt sich rüpelhaft. Bald folgt er der Schneekönigin, die auf ihrem prächtigen Schlitten das Dorf besucht. Die Kälte ihres Kusses tötet ihn fast, aber er spürt es nicht, verfällt ihrer Schönheit und lebt fortan in ihrem eisigen Palast. Als Kay im Frühling immer noch nicht zurück ist, beschliesst Gerda, ihn zu suchen. Sie treibt auf einem Floss flussabwärts, trifft Zauberfeen, Prinzenpaare und Rentiere und findet schliesslich zum Palast der Schneekönigin. Sie geht durch die hundert leeren, kalten Eissäle und entdeckt an ihrem Ende die Königin auf dem Thron  - und Kay, der seine alte Spielkameradin nicht einmal wiedererkennt. Als Gerda deshalb weint, wärmen die Tränen das Herz von Kay, und er ist gerettet. Als die beiden nach Hause zurückkommen, sind sie erwachsen geworden.

«Die Schneekönigin» ist eine klassische Coming-of-Age-Geschichte über Teenager. Vom Erwachsenwerden erzählt sie in märchenhaften Szenarien. Traum- und albtraumhafte Bilder wechseln sich dabei ab und verleihen dem Text seine enorme suggestive Kraft. Der Stoff wurde generell immer wieder für Aufführungen im Kino, im Theater und als Musicals bearbeitet. Die Zwischenbühne spielt die «Schneekönigin» in einer eigenen Bühnenfassung frei nach Hans Christian Andersen. Die Zahl der Figuren wurde reduziert, und die Reise von Gerda dramaturgisch begradigt: Sie reist auf der Suche nach Kay nicht durch die Jahreszeiten, sondern immer tiefer in den Norden, in den Schnee. Immer wieder trifft sie dabei auf zwei Schneemänner, die ebenfalls nordwärts wandern, um dem Frühling zu entgehen. Die beiden Schneemänner sorgen mit ihren Sprüchen und Wortspielen für eine gehörige Portion Witz und bringen das Publikum allein durch ihr Aussehen und ihre Mimiken zum Lachen. Ab und an zücken sie ihr überaus originelles Musikinstrument und geben ein Ständchen zum Besten. Gerda trifft noch auf zahlreiche weitere Figuren, die ihr auf ihrem Weg helfen – und die ihr eines der Märchen erzählen, die Andersen in seinem Original durch die Blumen im Frühlingsgarten überliefert. Auf der Bühne treten erfahrene Laienschauspielerinnen und -schauspieler auf. Das Bühnenbild ist als Schneelandschaft gestaltet und zeigt sich im Verlauf  der Geschichte als sehr abwechslungsreich. Einmal ist es ein Schlittelparadies, dann plötzlich ein Wald, dann als Palast des Prinzenpaares und schliesslich als Palast der Königin.

Sehr auffallend war die aufwendige Gestaltung der Kostüme, besonders das Gewand der Schneekönigin war eine Augenweide. Die Schneemänner und das Rentier wurden ebenfalls mit viel Effort eingekleidet. Die Schneemänner steckten in Säcken voller Styropor-Teilchen und das Rentier trug einen Skoda-Rennanzug und ein Geweih, welches aus einem Velolenkrad gebastelt wurde.  

Vorstellungen / Vorverkauf Premiere: Sa, 14. Dezember, 20 Uhr Weitere Vorstellungen: Fr, 20. Dezember, 20 Uhr So, 22. Dezember, 16 Uhr Di, 24. Dezember, 15 Uhr Fr, 27. Dezember, 20 Uhr Sa, 28. Dezember, 20 Uhr So, 29. Dezember, 16 Uhr Do, 2. Januar 2014, 20 Uhr Fr, 3. Januar, 20 Uhr Sa, 4. Januar, 16 Uhr So, 5. Januar, 16 Uhr Mi, 8. Januar, 20 Uhr Do, 9. Januar, 20 Uhr Derniere: Fr, 10. Januar, 20 Uhr Vorverkauf: www.zwischenbuehne.ch oder Telefon 079 544 68 83 (ab 1. Dezember täglich von 18 bis 19.30 Uhr sowie jeweils ab zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn).