Eine Ménage à trois der musikalischen Art

Ettiswil, 27.05.2016: Das Stimmen-Festival lädt auch dieses Jahr wieder hochrangige Namen der Musikszene ins Luzerner Hinterland ein. Der zweite Tag des Festivals war ein Dreiergespann aus Pop, Maloya und Jazz, das zum Träumen und Tanzen einlud. 

(Bilder: Ingo Hoehn)

Auch als tatsächlicher Hinterländer vermutet man in Ettiswil normalerweise keine kulturellen Hochgenüsse. Mindestens einmal im Jahr liegt man mit dieser Annahme jedoch gründlich falsch. Das Stimmenfestival trumpft Jahr für Jahr mit musikalischen Leckerbissen auf und zieht die Massen in das kleine Städtchen. Nach dem Auftakt am Donnerstag machte sich diesen Freitag auch Kulturteil.ch auf den Weg ins Hinterland, um sich ein Bild davon zu machen. Im Keller des «Egghuus» eröffnete Pink Spider pünktlich um 18 Uhr den Abend. Trotz strahlendem Sonnenschein und brütender Hitze in den Konzerträumlichkeiten waren alle Stühle besetzt und die Plätze an der Bar doppelt belegt. Mit ihren wunderbar eingängigen und poppigen Melodien begleitet von tiefgründigen Texten vermochte sie sofort alle Anwesenden an ihre Lippen zu bannen. Sie schaffte es ohne grosse Anstrengungen, nur mit Gitarre und Stimme, den Raum gänzlich auszufüllen.

Pink_Spider

Christine Salem und Band erwarteten einem danach im Gasthaus Jlge. Es war nicht weniger warm im Saal und es versprach noch viel heisser zu werden. Bei Christine Salem wird traditioneller Maloya mit Blues gepaart und somit zu einem einmaligen Erlebnis. Die Stimme der Französin ist kraftvoll, klagend und einfach magisch. Noch vor ein paar Jahren war Maloya gesetzlich verboten, da die Katholische Kirche glaubte, es wäre Teufelsmusik. Ab und zu konnte man das auf eine gewisse Art und Weise auch verstehen. Bongos, Trommeln und Gitarre treiben die Musik auf die Spitze und erwecken das Bedürfnis, seine Extremitäten in alle Himmelsrichtungen zu schütteln. Von der Perkussionssektion erhielt man zwischendurch kurze Kreolisch-Lektionen. Es wusste zwar wahrscheinlich niemand, was man da gerade nachplapperte, aber es erschuf ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl.

Salem

Nach diesem Ausflug in eine andere Kultur machte sich das Sechsergespann Hildegard Lernt Fliegen auf der Bühne breit. Andreas Schaerer, der von der Festivalleitung als «Stimm-Akrobat» angekündigt wurde, zeigte gleich zu Beginn, wie sehr er seine Stimmbänder tatsächlich verrenken kann. Scat-Gesang, Beatboxing, unerreichbare Höhen und Tiefen – alles war vertreten. Dabei wurde es hin und wieder sogar schwierig auszumachen, welche Töne nun von diesem Stimmwunder kommen und welche von den Instrumentalisten. Eine Anekdote über einen Konzertgast, der an einem ihrer Konzerte den Anfang und den Schluss heraushören konnte, aber dazwischen völlig verloren war, konnte man irgendwie nachvollziehen. Die virtuosen Jazz-Klänge waren, für das ungeschulte Ohr, nach einer Weile recht anstrengend mitzuverfolgen und es gab nur wenige Anhaltspunkte zur aktuellen Position im Set. Da man das Schlusslied allerdings tatsächlich erkannte, gab es danach berechtigte Standing-Ovations und begeisterten Beifall. Als Zugabe positionierten sich die sechs Musiker an den Rand der Bühne und gaben ihre Art eines Gute-Nacht-Liedes zum Besten. Das Stimmen-Festival hat es wieder einmal geschafft verschiedenste Musikrichtungen mit wunderbaren Künstlern unter einen Hut zu bringen. Niemand wird an diesem Abend unzufrieden nach Hause gegangen sein. Ein einziges Festmahl für die Sinne.

Das Stimmenfestival geht noch bis am 29. Mai und ein Besuch ist unverzichtbar. Alle Infos gibts hier.

 

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