Eine leichte Brise

Gewerbehalle, 27.6.2015: Die Luzerner Band Silhouette Tales spielte in der Gewerbehalle. Sympathische Menschen, gute Musiker/innen, schöne Klänge. Nur etwas zaghaft.

(Bild rechts: Marco Sieber)

Silhouette Tales konnte sich in der Luzerner Musikszene bereits einen Namen machen. Die nun fünfköpfige Band machte seit ihrer Gründung im Jahr 2008 eine grosse Entwicklung durch: Sie konnte nicht nur in Luzern, sondern in der ganzen Schweiz Konzerte geben, veröffentlichte im Jahr 2011 ihr erstes Album «Fade» und gewann darauf den Förderpreis der Tankstelle Musik. Am heutigen Abend eröffnet die Band ihr Konzert mit einem mehrstimmigen Gesangsintro. Eine sehr gewagte Art, eine Show zu starten, doch es funktioniert. Das wartende Publikum verstummt sofort und beginnt der Musik zu lauschen. Die dem Folkpop zuzuordnenden Songs von Silhouette Tales sind eigenständig, gefühlvoll und wehen wie ein angenehmes Lüftchen durch die Menge. Irene Würsch, die Sängerin und Gitarristin der Band singt mit einer gleichzeitig klangvollen und warmen, aber auch feinen und brüchigen Stimme und bahnt sich damit direkt den Weg in die Herzen der Zuhörer. Sie wirkt völlig verbunden mit ihrer Musik und zeigt dabei eine enorme Intensität. Durch die dreifache Gitarrenbesetzung erzeugt die Gruppe  mystische Klangschichtungen, die von der soliden Begleitung von Bass und Schlagzeug vorangetrieben werden.

Silhouette 1

Zwischen den Songs erscheint Würsch jedoch etwas nervös und gehemmt. Diese Unsicherheit wird leider noch verstärkt durch das Verhalten der anderen Bandmitglieder. Greg Obrist (g), Michi Abt (g), Timo Zemp (ba) und Sandra Strugalla (dr) halten sich während des ganzen Konzerts im Hintergrund und bedienen eher zaghaft ihre Instrumente. Diese leichte Anspannung überträgt sich auch auf das Publikum; der berühmte Halbkreis vor der Bühne, den niemand zu durchbrechen traut, bleibt bis zum Ende bestehen und die Menge drängelt sich im hinteren Teil des Raumes.

Silhouette Tales 2

In der Mitte des Sets, mit dem Lied «Box of Secrets» wendet sich die Truppe erstmals klar von dem eher ruhigen, sanften Klang ab und erfährt eine dynamische Steigerung, angespornt von der kräftigen Stimme der Sängerin. Mit einem anschliessenden Cover des Songs «Lake on Fire» von Nirvana fügt Michi Abt dem Gesamtklang der Band eine neue Farbe hinzu, indem er das Stück mit einem Banjo begleitet. Ebenfalls durchbricht dieses Cover die bisherige rhythmische Linie mittels einem tanzbaren Off-Beat.   Schlussendlich kann gesagt werden, dass die Verhaltenheit von Silhouette Tales auf der Bühne unbegründet ist; das Konzept der Band «verhebt» und sie bleibt ihrem eigenständigen Stil treu. Nächstes Mal wieder etwas mutiger – eine bessere Bühnenpräsenz könnte den Songperlen zu noch mehr Glanz verhelfen.