Ein schmaler Grat

Am Freitagabend startete im Kleintheater das 25-stündige Film- und Theaterprojekt «Nico’s Love». Es war packend, überraschend, komplex und verrückt. Sehr verrückt.

Der 25-stündige Event «Nico’s Love» begann am Freitagabend mit einem Filmdreh. Im Kleintheater sollte in nur zwei Stunden eine Albtraumszene für den Instant-Movie «Nico’s Love» gedreht werden. Zu diesem Zeitpunkt war noch klar, wer Publikum und wer Film- und Theaterschaffende sind. Nach der Filmerei und der danach folgenden Transformation des Kleintheaters in einen Club, musste man sich plötzlich fragen, wer welche Rolle inne hatte. Die Frau, die einen anmacht, könnte auf dich stehen, oder sie könnte einfach eine inszenierte Rolle spielen. Der Regisseur, der sich plötzlich nackt auszieht und einen Schauspieler zu Boden reisst, könnte total besoffen und durchgeknallt sein oder mit viel Kalkül dem Drehbuch folgen. Die Trennung zwischen Fake und Realität war nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Die Strukturen eines herkömmlichen Theaters waren inexistent. Der Grat zwischen Schauspielerei und Publikum war extrem schmal. Doch genau das war das Besondere, das Fesselnde, das Komplizierte – und vor allem das Verrückte an diesem Stück. «Nico’s Love» war nicht ganz einfach zu verstehen. Der eigentliche Plot wurde nämlich gar nicht zu Ende erzählt (Die Geschichte ist auf www.nicoslove.com zu finden). Mitten im samstäglichen Brunch entbrannte ein Streit zwischen Regisseur Julian M. Grünthal und Hauptdarsteller Nikolai Bosshardt. Nach dem Streit wurde die Geschichte umgeschrieben und plötzlich war Julian der Protagonist. Dementsprechend verlief auch das grosse Finale am Samstagabend ganz anders als erwartet. Letztlich war dann nämlich die abgedrehte Albtraumszene vom vorherigen Abend nicht mehr der Albtraum von Nikolai, sondern der von Julian. Nach dieser einmaligen Vorstellung ist es aber noch nicht vorbei mit «Nico’s Love». Die Gruppe Authentoric, ein Ableger der freien Theatergruppe Grenzgänger, möchte nämlich einen kinoreifen Film bis im Jahr 2015 produzieren, in dem die Geschichte von Nico verfilmt wird. Bis dahin probiert das Team durch Events wie an diesem Wochenende im Kleintheater, Gelder für den Film zu generieren und stellt auch gleich ihr Können unter Beweis. Schliesslich muss man ja wissen, in was man investiert. Und wenn dieser Film auch so verrückt und berauschend wird, wie das Film- und Theaterprojekt im Kleintheater, zahl ich gern einen Batzen dran!