Ein energiegeladener Singvogel

Konzerthaus Schüür, 21.02.17: Stimmen, Körper und Podeste: Mit allem, was nicht festgenagelt war, wurde bei Wallis Bird Musik gemacht. Selbstverständlich auch mit normalen Instrumenten. Mal melancholisch, mal fröhlich, aber immer voller Emotionen. So gab es für das Schüür-Publikum viel zu erleben und zu erfahren.

Was für eine Stimme aus so einem kleinen Resonanzkörper herausgeholt werden kann, zeigte diesen Dienstag Wallis Bird auf eindrückliche Art und Weise. Auf einem Podest stehend und fast immer eine Gitarre umgeschnallt, zogen die 35-jährige Irin und ihre Band das Publikum in ihren Bann.

Zur Einstimmung durfte aber zuerst Sam Vance-Law zusammen mitsamt Perkussions-Abteilung die Schüür Bühne betreten. Schöne Songs, unterhaltsam vorgetragen und mit witzigen Sprüchen dazwischen – dieser Kanadier wusste, wie man ein Publikum behandelt, das eigentlich nur auf den Hauptact wartet. Dabei stand dieser schon auf der Bühne, Wallis Bird sogar in Verkleidung mit falschem Schnäuzer, Mütze und Sonnenbrillel. Schon nach den ersten paar Minuten hatte die Truppe alle Sympathien für sich gewonnen. Nachdem Vance-Law verschwunden war, ging das eigentliche Spektakel los – oder weiter?

Verkleidung abgelegt, Podest bestiegen und Gitarre geschultert, legte Wallis Bird gleich richtig los. Unermüdlich und mit einer gigantischen Leidenschaft für die Musik stapfte sie auf ihrem Podest herum, schwang die Gitarre hin und her und sang, als ginge es um ihr Leben.

Diese Leidenschaft machte sich am schnellsten bei ihrer Gitarre bemerkbar, die schnell mal ein, zwei Saiten weniger hatte. Allerdings wurden nicht etwa eine Ersatzgitarre gebracht oder neue Saiten von einem Roadie aufgezogen. Nein, ihr Gitarrist wechselte schnell die Saiten der elektrischen Gitarren, während sie auf einer akustischen Gitarre weiterspielte.

Es war eine bunte Mischung aus Irish-Folk-, Rock- und schon fast Electro-Songs, gespickt mit langgezogenen Feedback-Gitarren, tiefen Bässen und Gesangsharmonien, welche die vier Musiker in perfektem Einklang vortrugen. Zwischen den Songs wurde mit dem Publikum geplaudert, geflucht und in wunderbar irischer Art und Weise Geschichten aus dem Leben des Wallis Bird erzählt. Man kam nicht drumherum, sich als ein Teil eines Ganzen zu fühlen, das das Privileg hatte, dieses Energiebündel auf der Bühne zu erleben und selbst die Energie und Leidenschaft der Songs in sich aufnehmen zu dürfen.

Ein kleiner Fauxpas unterlief ihr dann aber doch noch. Nachdem zum dritten mal Saiten gewechselt worden waren, ihr die Gitarre überreicht wurde und der Rest der Band eine Pause hatte, durfte man Songwünsche nach vorne rufen. Nach etwa drei Versuchen, einen gewünschten, alten Song anzuspielen, musste sie allerdings aufgeben und eingestehen, dass sie sich nicht mehr erinnern könnte, wie die Akkordabfolge ging.

Selbstverständlich nahm ihr das niemand übel, im Gegenteil: Es wurde auch nach einer Zugabe noch lange überschwänglich applaudiert und danach mit zufriedenem Gesicht nach Hause gegangen.