Ein Amerikaner in Luzern

Schüür, 13.5.2015: Beim «Comeback» spielte er, was vor einem Jahr um die Ecke zum Album geworden und jüngst erschienen war: Recording Resident Artist Peter Broderick stellte mit kompetenter Luzerner Unterstützung das Material von «Colours Of The Night» vor.

Das mit seinen «oh-oh-oh-oh-oh-oh-oh» fast schon ohrwürmelnde «The Reconnection», auf Platte an zweiter Stelle, kommt ziemlich zum Schluss des Schüür-Konzerts. Früh dafür das Titelstück mit dem einzigen, mantramässig erscheinenden Satz «All colours oft he night, turn every darkness into light». Das wird live eine längere, ausfahrende Sache mit ausgiebigem Perkussionsteil, bei dem Broderick unter anderem am Schüür-Gestänge rumtrommelt. Ganz allein zwischendurch ein grosses Solo für Violine; es handelt sich um eine eigens für Freunde komponierte Hochzeitskompositionen. Einen Synthesizer hat Multiinstrumentalist Broderick auch dabei, aber nicht eigens von weit her mitgeschleppt, sondern beim Luzerner Synthie-Sammler Beni ausgeliehen. Also, er kann singen, Geige, Gitarre, Synthesizer spielen, dazu die im Konzert absenten Bläser der Platte bei «More And More» mit dem Mund imitieren – und tanzen. Und das Loop-Gerät bedienen, mit dem bei Bedarf Stimmen geschichtet werden. Es gibt aber natürlich auch Live-Stimmen, alle Musiker haben ein entsprechendes Mikrofon, dank dem sie schöne Chörli-Sätze zum Ganzen beisteuern können. Sie, das sind Roland Wäspe (Gitarre), Nick Furrer (Bass) und Mario Hänni (Schlagzeug). Ein versiert-kompetentes lokales Gespann als Backing-Band für den Amerikaner in Luzern, die Studio-Truppe von damals nun auch auf der Bühne.

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Peter Broderick eröffnet sein Luzerner Konzert mit einer gleich gesungenen Begrüssung. Um darin zu erklären, wie schön es sei, hierhin zurückzukehren, «wo wir vor einem Jahr ein Album aufgenommen haben». Nämlich in der Industriestrasse unter der Ägide von Timo Keller, der in der Schüür gleich selber am Mischpult sitzt. Peter Broderick aus Oregon, Jahrgang 1987, war ein so genannter Recording Resident Artist, d.h. er wurde eingeladen, in Luzern ein Album aufzunehmen. Drei Wochen dauerten das im Mai letzten Jahres, und nun ist «Colours Of The Night» seit Ende April draussen (beim Londoner Label Bella Union). Broderick singt noch eines seiner älteren Stücke, oder man covert etwas von Stina Nordenstam. Der schöne Rest ist ab «Colours Of The Night»: verhalten Flottes, Songs im Schlepp-Modus, ganz einnehmender Singer-Songwriter-Indie-Pop, der instrumentell spannend angerichtet ist. PS: Aus Peter Brodericks vielfältigem transatlantischem Schaffen zwischen den USA, Dänemark, Deutschland und eben Luzern gäbe es aus terminlich naheliegenden Gründen ein Produkt besonders zu nennen: 2011 gabs die Platte «Wonders» von Oliveray, hinter welchem Namen sich Peter Broderick und Nils Frahm versteckten. Frahm, der Ausnahmepianist aus Berlin, gastiert übrigens am 27. Mai im Südpol mit dem neusten Album «Solo» im Gepäck bzw. auf seiner «Nils Frahm Lost His Mind European Tour 2015» geheissenen Tour.

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