Du hesch en Vogel!

Freilichtspiele Luzern, 13.06.2017: Willkommen in «Wolkenkuckucksheim», wo die Welten von Menschen, Vögeln und Göttern aufeinanderprallen. Das führt natürlich zu Ärger und Diskussionen, und das alles zur Unterhaltung des Publikums. Das diesjährige Freilichtspiel «Stadt der Vögel», getextet von Gisela Widmer und inszeniert von Annette Windlin, bietet einen abwechslungsreichen Theaterabend, der die Zuschauer sowohl zum Lachen, wie auch zum Nachdenken bringt. 

Die Tribschenhalbinsel steht diesen Sommer im Zeichen der Vögel. Inspiriert von Aristophanes «Die Vögel» beginnen Widmers Vögel durch Anstachelung von zwei Normalsterblichen gegen die Götter und gegen die Menschen zu rebellieren. Die Unruhestifter Makarios, gespielt von Walter Sigi Arnold, und Georgos, gespielt von Rolf Steffen (die zwei harmonieren unglaublich gut), treffen nach ihrer Verstossung aus Athen auf das Reich der Vögel. Dort sehen sie plötzlich ihr gesuchtes ewiges Glück als realisierbar. Und so nehmen die Geschehnisse ihren eigenen Lauf. Der wortgewandte Pragmatiker Makarios und der einfach gestrickte Träumer Georgos planen gemeinsam Grosses. Sie bringen die «Vogelvolksvollversammlung» dazu, sie zu Ihresgleichen zu machen und mit ihnen ihr eigenes Reich zwischen Himmel und Erde zu bauen – die Stadt der Vögel. Das passt aber weder den Menschen, noch den Göttern, die jetzt mit den Vögeln ein Hühnchen zu rupfen haben. Den weiteren Lauf der Dinge bestaunt man am besten gleich selbst beim Theaterbesuch.

Die Komödie befasst sich mit unterschiedlichen und aktuellen Themen, allem voran mit der Suche nach einem schönen Ort und dem ewigen Glück – und den Hürden die sich einem hierbei in den Weg stellen. Die Stadt der Vögel, getauft auf «Wolkenkuckucksheim», stellt eine Kritik an den vorherrschenden Zuständen dar und zeigt ein Bild auf, wie alles sein könnte. Eine waschechte Utopie also. So hat das Theater einige Aspekte, mit dem sich so ziemlich jeder und jede auf irgendeine Weise identifizieren kann. Das Stück behandelt diese ernsten Thematiken aber mit einer gewissen Leichtigkeit, wodurch die 90 Minuten wie im Fluge vergehen. Ein Grund hierfür sind sicherlich auch die gut ausgeklügelten Texte und Wortspiele, die dem Theater zusätzliches Leben einhauchen.

Zu den Highlights des Theaterabends gehören all die unterschiedlichen «schrägen Vögel», welche die Vogelwelt ausmachen. Gespielt von lokalen Akteuren und wunderbar vielfältig, verleihen sie dem Stück und jeder einzelnen Rolle eine grosse Bedeutung. Hier steckt monatelanges, intensives Proben, aber auch sichtlicher Spass dahinter. Das Zusammen- und auch Gegenspiel dieser vielen verschiedenen Charaktere treiben das Stück voran und tragen erheblich zu seinem Unterhaltungsfaktor bei. So einige nehmen hier kein Blatt vor den Schnabel. Unterstrichen werden die individuellen Charakterzüge durch die eindrücklichen und fantasievoll gestalteten Kostüme von Ruth Mächler. Den Vogel schoss aber definitiv und auf positive Art und Weise Rahel Bünter ab, welche die Nachtigall Prokne spielt. Mit ihrer bezaubernden, aber kräftigen Singstimme, beeindruckt sie in ihrer schillernden Robe ab dem ersten Ton – da ist es auch egal, dass ihre Rolle sonst kaum etwas zu sagen hat. Allgemein verleiht die musikalische Begleitung durch Myrta Amstad (Gesang), Christian Wallner (Gitarre), Pit Furrer (Schlagzeug) und David Zopfi (Bass) dem Stück eine gewisse Einzigartigkeit. Neben der Musik übernimmt die Umgebung des Freilichtspiels, welche rege in das Theater involviert wird, einen weiteren wichtigen Part. 

Die Theaterleitung verspricht im Fall von «Stadt der Vögel» definitiv nicht zu viel, wenn sie von einem höchst vergnüglichen Theaterabend sprechen. Falls Sie an der «Vogelvolksvollversammlung» teilnehmen möchten: «Stadt der Vögel» wird noch bis am 29. Juli auf der Tribschen-Halbinsel aufgeführt. Informationen: http://www.freilichtspiele-luzern.ch

Flyer