«Ds Läbe esch z chorz zom Fixlentüecher-Zämelegge»

Sursee, 31.10. Anlässlich des 5. kantonalen Tages der Kulturlandschaft Luzern trat der Kolumnist und selbsternannte «Cippolata-Hausmann-Promi» Bänz Friedli vor seiner lokalen Fangemeinde im Somehuus auf die Gaspedalen von Mittelklassestaubsaugern und anderen Alltäglichkeiten.

Für einmal sollen die Dörfer, Städtchen und Flecken in fetten Grosslettern auf der Karte erstrahlen, dafür aber die Kantonshauptstadt mit der Lupe gesucht werden. Dazu setzt der Verein «Kulturlandschaft» in seinem Programmheft die 19 teilnehmenden Kulturhäuser in Szene und preist mit den gebotenen Veranstaltungen, (die übrigens seit letztem Freitag laufen und noch bis kommenden Samstag andauern) das eigene Gedenken. Ziel sei es, dem Klischee des verstaubten und traditionsbefangenen Hinterlandes Einhalt zu gebieten. Umgekehrt müsse Urbanes ja auch nicht immer gleichzeitig besonders und innovativ sein, meint dann noch das Fräulein Da Capo im Vorwort des Infoblättchens. Gerade an diesem Abend – am offiziellen Tag der Feierlichkeiten – ist es aber ausgerechnet Bänz Friedli, auch als Hausmann der Nation betitelt, der mit seinen Themen rund ums Gewöhnliche zur Unterhaltung von Herrn und Frau (Land-)Luzerner geladen wurde. Ob dies unter einem selbstironischen Augenzwinkern der Organisatoren verbucht werden kann, bleibt dahingestellt. Fakt ist: Der Berner Wahlzürcher ist mit seinen «wahren» Satiren über das vermeintlich Gewöhnliche und Banale näher als nahe am Puls des eidgenössischen Provinztreibens und hat sich darüber hinaus bestens über die regionalen Neuigkeiten informiert. Weder das Gerede um den neuen Surseer Stadtpräsidenten, noch die Knutwiler Verweigerung zur Fusion sind ihm entgangen. Nur eine Anspielung auf Otto Ineichen bleibt aber dann doch aus Pietätsgründen unausgesprochen. Trotz ein paar Ausflügen unter die Gürtellinie provoziert oder konsterniert Friedli mit seiner Art höchstens ganz selten und dezent. Dabei gelingt es ihm gleichwohl, dem Stoff der tagtäglichen Hindernisse beim Haushalten und Aushalten eine würdige Plattform zu verleihen und ihm aus der Zwangsjacke des Abgelutschten zu verhelfen. Die «Züpfe» will einfach nie recht aufgehen, das «Brönneli» möchte auch auf seiner unteren Seite geputzt werden und der Familienurlaub zwingt einen in die Knie mit der ernüchternden Erinnerung an kinderlose und einstmals sexuell aktive Zeiten. Ja, auch solche Dinge müssen wohl und dürfen gesagt werden. Darüber scheint das unüberhörbar begeisterte Publikum in amüsierter Einigkeit zu schwelgen. Schliesslich weichen die Themen, welchen die Gäste in der Pause auf den Zahn fühlen, nicht weit von jenen Friedlis ab. «Sed die z Willisou dä Coop ombouet hend, fend ech mech gar nömm z’rächt», meint die eine Dame cüplitrinkend, während ihr stutzendes Gegenüber mit einem gänzlich anderen Ansatz kontert: «Das du öberhoupt i Coop gosch! Ech muess scho säge, wenni ned grad per Zuefau d Frou Stadelma atrefe, womi aue usem Konzept brengt, de fendi mit uschlisslech nor i de Migros zrächt.» Passenderweise beteuert der Kolumnist des «Migros-Magazins» den Wahrheitsgehalt seiner Anekdoten. Auf der Bühne verkündet dieser, es gebe keine bessere Satire als das richtige Leben und nimmt dasselbe so erst recht aufs Korn. Formal gestaltet Bänz Friedli sein Programm nicht wenig intelligent, das aus Texten des neusten Buches «Wenn die mich nicht hätten», der CD «Sy no Frage?» und Teilen von Kolumnen zusammengestellt ist. Mal in poliertem Bühnenhochdeutsch vortragend lässt er Fetzen aus der Migroszeitung Revue passieren, um dann elegant und ganz rasch wieder mit Berndeutsch oder verschiedene Mundarten parodierend Hacken in ganz andere Felder des alltäglichen Wahnsinns zu schlagen. Die verbindende Klebemasse steckt in den Details aus seiner und der eben allseits bekannten Umwelt, die scheinbar wirklich keiner markierten Überzeichnung mehr bedarf - hat sie dem doch häufig schon selbst Genüge geleistet. So wirken Bänz Friedlis Hasstiraden über den Leitbildwahnsinn der Institutionen oder die Legoteilchen, welche sich stets im Staubsauger verheddern wie ein Zusammenschnitt der «best moments» von Tischgesprächen aus dem ganzen Land. «Ds‘ Läbe esch z‘ chorz zom Fixlentüecher zämelegge» ist eine der wichtigsten Devisen des Vollzeithausmannes, aber darüber zu schwadronieren kann allemal kurzweilig sein.

Die Veranstaltungen, die im Rahmen des kantonalen Tages der Kulturlandschaft noch stattfinden, können auf der Website des Vereins eingesehen werden. Speziell empfohlen sei die «sonnige KKLB-Altersheim -Eröffnung» in Beromünster am 3.11. Nach einer «Dach-Blasmusik-Performance» folgt eine Führung des Künstlers Wetz durch die «Weltneuheit».