Dominic Deville und Johnny Burn retten die «Versuchung»

Kleintheater, 7. Januar 2013: An fünf Montagen können wieder Mutige die Bühne des Kleintheaters betreten und bleiben solange bis das Publikum genug hat. Die erste «Versuchung» ohne Patric Gehrig liess viele Wünsche offen.

Witzig und unterhaltsam sollte die «Versuchung» sein. Vielleicht berührend und musikalisch. Eine Prise Ironie und Sarkasmus wäre auch nicht schlecht. Gratis dazu: Fremdschämen, Peinlichkeit und Buh-Rufe. Alles dies gehört zur Open-Stage im Kleintheater. Gestern aber gab es mehr Kopfschütteln als Lacher. Doch alles schön der Reihe nach. Die erste «Versuchung» 2013 hatte ein schlechtes Omen. Patric Gehrig, der langjährige Moderator der Try-Out-Bühne, hat den Hut genommen und seinen Kollegen Dominic Deville stehen lassen. So eröffnete Deville alleine die erste Vorstellung der «Versuchung» im neuen Jahr. Er startete mit einer Erzählung des Weltuntergangs: Am 21. Dezember 2012 marschierte Deville auf den grössten Berg in seiner Umgebung (Uetliberg) und wollte mit Gott sprechen. Dieser solle von seinem Plan, die Welt zu zerstören, absehen, denn es gebe ja so viel Schönes auf der Erde. Nachdem Deville seine Stimme zwei Oktaven erhöhte, um Uriella zu imitieren, antwortete Gott (mit Herrn Gehrigs Stimme), dass er sich das Treiben im Kleintheater anschaue und dann entscheide. Um den Weltuntergang zu verhindern versuchte als erstes der 15-jährige Nino sein Glück. Er rappte zwei Songs und zeigte, dass er im Takt bleiben kann. Er nahm zwar keine Wörter wie «Motherfucker» in den Mund, trotzdem überzeugte er nicht. Nachdem er den Text vergass und beim Improvisieren scheiterte, ging er mit viel Applaus von der Bühne. Trotzdem verdient er grossen Respekt, denn nicht jeder 15-Jährige steht vor über 200 Leuten auf der Bühne. Gott war noch nicht zufrieden gestellt, also schickte Deville Katharina in den Kampf. Sie zeigte eine experimentelle Solo-Performance der ganzen struben Art. Mit einer Mischung aus Schattentheater, Tanz und Musik brachte Katharina das Publikum schnell gegen sich auf. Die Mehrheit im Kleintheater klatschte sie von der Bühne, aber sie wollte einfach nicht gehen. Bis schliesslich die Zuschauer nach Herr Deville schrien. Mit dieser Katharina brachte Deville aber den lieben Gott bloss noch mehr gegen die Menschheit auf. Auch mit dem Gesang von Marco Kunz, welcher mit seiner Gitarre und seinen Balladen im Rampenlicht stand, wurde es nicht besser. Doch den meisten Zuschauer im Saal schien der Ryan-Gosling-Baschi-Verschnitt zu gefallen. Auch eine Altbekannte der «Versuchung» kam wieder auf die Bühne: Katja zeigte eine Kurzversion ihrer Show «Warten auf Whiskas» und bot einen Einblick ihn ihr bahnbrechendes Bühnenprogramm «Standing Evaluation». Schnell wurde auch sie wieder von der Bühne geschickt. So blieb Dominic Deville nur noch ein einziger Trumpf, um Gott zu besänftigen: Johnny Burn. Er kam in orangen Strumpfhosen auf die Bühne, spielte auf seiner Ukulele, sang zum Beispiel über das Fernsehschauen und machte sich über sich selbst lustig. Der Kambodschaner aus Südost-Malters zeigte seine Entertainer-Künste und bescherte als letzter Künstler der ersten «Versuchung» 2013 ein versöhnliches Ende. Gott war nicht zufrieden mit dem Abend im Kleintheater, gab aber Deville und somit der Menschheit trotzdem einen Aufschub bis am 4. Februar 2013 (letzte «Versuchung» in diesem Jahr). Wenn das Niveau aber so tief bleibt wie gestern, ist am 4. Februar die Erde nur noch ein Häufchen Asche. Zum guten Glück gibt es den Herrn Deville, welcher zumindest zwischen den Auftritten der Teilnehmer der «Versuchung» für Lacher sorgte.