Diese Dolls! Diese Stimmung! Dieser DJ! – Voodoopuppen-Auktion in der Metzgerhalle

Spendenaufrufe für das erdbebenversehrte Haiti gibt es derzeit en masse. Den schönsten Beitrag lieferten die Voodoo Dolls in der Metzgerhalle mit ihrer Puppenversteigerung.

Am 12. Januar bebte in Haiti die Erde, weit über 200 000 Menschen verloren ihr Leben. Zwei Millionen sind obdachlos, es mangelt an allem. Von der Not waren auch die eigens gegründeten Voodoo Dolls aus Luzern berührt und erfanden kurzerhand einen Spendenaufruf der besonderen, der übersinnlichen Art: Voodoopuppe basteln, in die Metzg bringen und dort ver- und ersteigern, so die Idee. Und der Aufruf fruchtete: Rund 90 Puppen sollen an Donnerstag und Freitag gebracht worden sein, eine schöner oder schräger als die andere. Pirelli besuchte die Freitagausgabe – und erlebte einen der besten Abende ever.

 Die Metzg war voll, die Stimmung ungemein fröhlich, und man steigerte wie wild – befeuert vom Auktionator, einem hoffnungsfrohen hiesigen Jungpolitiker, dem die brüllbedingte Heiserkeit die gerade richtige Dosis hysterischen Sex in die Stimme zauberte. DJ Charles Ambrosius beschallte das Geschehen mit einer nie gehörten Selection und einer Reaktionsgeschwindigkeit, die man kaum für möglich gehalten hätte; die Ausgelassenheit der Voodoo Dolls, die direkt aus «Live and Let Die» (der erste Bond mit Roger Moore, man erinnert sich: Baron Samedi) entsprungen schienen, tat ein Übriges: Die Metzg kochte. Wie viel Geld zusammengekommen ist? Hab ich dummerweise vergessen. Aber es fand da ein Abend statt, der die Power der Luzerner «Szene» aufs Eindrücklichste belegte und mich in allen Aspekten an die Hoch-Zeit in den Neunzigern erinnerte: Wo sonst wäre so kurzfristig mit so viel Engagement derart mitgemacht worden? Eine klarere Absage an den viel beklagten, allüberall vorherrschenden Konsumismus hat man lange nicht gesehen. Plötzlich ist da wieder leise Hoffnung.