Die wunderschöne Welt der Plakate

Vom 6. bis 14. Oktober zeigt das Plakatfestival «Weltformat» in Luzern spannende, faszinierende und herausragende Arbeiten eines omnipräsenten Mediums.

Der Verein «Weltformat» eröffnete dieses Wochenende das gleichnamige Plakatfestival in Luzern. «Weltformat» ist das einzige Festival in der Schweiz, welches das Medium Plakat in den Fokus stellt. An verschiedenen Orten, wie z.B. in der Kunsthalle oder der Kornschütte, werden Plakate zum Thema «gestern, heute, morgen» ausgestellt. Wie das Motto bereits antönt, gibt es Plakate von Künstlern aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Auch zukünftigen Plakatgestaltern wird eine Plattform zur Verfügung gestellt. Als Sprungbrett für junge Künstlerinnen und Künstler ist der internationale Wettbewerb für Studenten zu nennen. Bei diesem wurden aus 260 eingegangenen Arbeiten aus über 20 Ländern genau 20 Plakate für den Wettbewerb nominiert. Um an diesem Wettbewerb teilzunehmen, mussten sich die Studierenden mit dem Thema «morgen» auseinandersetzen. Der mit 1500 Franken dotierte Preis ging an den in Deutschland studierenden Chinesen Wang Xi. Sein Werk «The Tree of Energy» zeigt Tiere, welche an einem Strommasten hängen. Ein Blick in die Vergangenheit sind die Veranstaltungsplakate der Roten Fabrik. In der Unterführung im Bahnhof Luzern werden Plakate des Zürcher Kulturhauses der letzten 30 Jahren in den Sparten Musik, Theater und Tanz gezeigt. Die Veränderung der Plakatgestaltung durch die Digitalisierung ist so gut auszumachen. Anfänglich schrieb und klebte man noch wild von Hand auf die Plakate, was einen sehr punkigen Eindruck hinterlässt. Mit dem Gebrauch von Computer wurden die Plakate eher minimalistisch, jedoch nicht weniger trashig. Neben den Plakaten der Roten Fabrik kann man sich auch den Film «Züri brännt» zu Gemüte führen (Vorsicht: Sitzenbleib-Gefahr!). Plakatgestaltung aus der Gegenwart findet man in der Kornschütte bei der exklusiven Ausstellung der besten 100 Plakate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diese Werke stammen alle aus dem Jahr 2011 und wurden aus 1800 Plakaten ausgewählt. Dieses Best-Of der Plakate wird übrigens bereits seit zehn Jahren in Luzern gezeigt. Hier wird vor allem etwas klar: Die Schweiz ist eine Plakat-Nation. 45  Schweizer Plakate sind unter diesen besten 100 vertreten, aus Österreich stammen gerade mal zwei. Zu guter Letzt noch ein Blick in die Kunsthalle. Dort ist Niklaus Troxler eine Retrospektive gewidmet. Der berühmteste Plakatgestalter der Schweiz und Gründer des Jazzfestivals Willisau zeigt mit seinen Arbeiten, wieso seine Plakate unter anderem im Museum of Modern Art in New York vertreten sind. Sein Know-How gibt Troxler den Studenten an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart weiter, wo er seit 1998 Professor ist. Die Arbeiten seiner aktuellen Klasse zieren ebenfalls die Wände der Kunsthalle. Wer denkt, die Plakate der Studenten fallen an der Seite von Troxlers Werken qualitativ ab, irrt sich gewaltig. Klar, das Medium Plakat hat nicht mehr die gleiche Funktion wie vor 30 Jahren. Schliesslich kann man Werbung zielgruppen-spezifisch im Internet platzieren. Doch ein Plakat ist omnipräsent, auch da, wo kein Computer ist. Das Plakat wird auf jeden Fall immer mehr zur Kunstform, was zu gestalterischen Höhenflügen führt. Leider ist die Faszination der Plakat-Welt noch nicht ganz auf Luzern übergeschwappt. Zum guten Glück ist es aber erst die vierte Ausgabe «Weltformat», was eine Steigerung der Bekanntheit des Plakatfestivals als logisch erscheinen lässt.

Weitere Informationen zum Festival und Plakate auf www.weltform.at