Dichtegrade mit Faruk

So dicht, wie er seine musikalischen Teppiche webt, ist auch die Taufe seines neuen Albums mit allem gastfreundlichen Drum und Dran geraten: Faruk Muslijevic’s Balkan Flavours spielten im vollbesetzten Kleintheater Luzern.

Kleintheater, Freitag, 25.5.2012: Selten genug, dass am Schluss auch das Mami auf die Bühne kommt und sich mit dem Sohn freut. Der gebürtige Albaner Faruk Muslijevic, der vor bald 15 Jahren nach Luzern kam und jetzt mit seiner Band das erste Album eingespielt hat. Und seine Mutter, die für die CD-Taufe aus dem Kosovo angereist ist.  Noch viele andere Freunde, Helfer und Unterstützer wurden am Ende des üppigen Konzerts herzhaft verdankt und erhielten ein Präsent. Peter Bürli von DRS 2 war da, der die CD produziert hat. Beat Portmann offerierte bosnische Zigaretten. Er sorgte mit seinen feinen Liner Notes, die auch auf Französisch und Englisch übersetzt sind, für ein 36-seitiges Booklet. Umfassend auch das Konzert: Die Band spielte ihr 74-minütiges Album durch, plus jenen Song, der nicht mehr auf die CD gepasst hatte. Es klang merklich rauer und auch nicht so ausdifferenziert wie auf Platte. Die Musik hatte im ersten Teil den Geschmack von Fusion-Jazz und man meinte, in den treibenden Patterns und Melodienschnipseln fast ebenso sehr Latin als Balkan herauszuhören. Der hämmernde Anschlag von Faruk und seine bis in die letzten Spritzer sprudelnden Läufe prägten die Musik. Er wechselte nahtlos zwischen Flügel und Keyboard. So konnte der Sound bisweilen recht elektrisch werden.

Ein melodisch gleitender Bass mit gutem Puls (Thomas Tavano) und Schlagzeuger Christoph Müller gaben Boden, Gitarrist Dragan blieb eher subtil, (Gast-)Sängerin Veronika Stalder liess mit schönem Flow ihrer Scat-Stimme mäandern, (Gast-)Saxophonist Ruedi Pfister gab dem Sound nochmals eine spezifische Jazznote. Nach der Pause griff Faruk zum Akkordeon und zeigte dort seinen Meister. Es war ein Höhepunkt des Abends. Hier war er, unbeirrt von Jazz-Verstrickungen und kompositorischen Absichten, der Geschmack des Balkans. Über zwei Stunden spielte die Band. In der Zugabe errichtete Faruk mit einem längeren Intro-Rezital am Flügel fast ein sinfonisches Gebäude und kippte dann im Handumdrehen in den einsetzenden Band-Balkan-Groove. Den Schlusspunkt setzte eine ausgedehnte Version von «Take Balkan», einer gut tänzelnden Adaption von «Take Five». Und dann hatten wir Durst und rauchten eine.

Faruk Muslijevic´s Balkan Flavours: Elephant Steps (Musiques Suisses/DRS 2)