The Devil Went Down to Lucerne

Sedel Luzern, 23.06.2016: Aus den Untiefen von Georgia, dort wo der Teufel schon mal ein Geigen-Battle verloren hat und das von Ray Charles liebevoll besungen wurde, haben sich Nashville Pussy hervorgewagt, um den Luzernern mal ein paar Löcher ins Trommelfell zu jagen. Laut, dreckig, wie eine Bukowski-Erzählung.

Einmal mehr kann man den Unterschied zwischen der deutschen und der englischen Version von Wikipedia erkennen. Werden die Texte von Nashville Pussy auf Deutsch mit «über Wein, Weib und Gesang» beschrieben, heisst es im Englischen «revolve around sex, drugs, drinking, fighting and rock n’ roll». Aber eigentlich ist es völlig egal, was zutreffender ist, denn es waren so viele Gitarren, Bässe und Schlagwerke zu hören, dass der Gesang völlig im Hintergrund versank. Abgesehen von einem «Hey, you Motherfuckers» zu Beginn wurde nicht viel mit dem Publikum kommuniziert. Das schien aber auch keinen der Anwesenden zu stören, man war ja schliesslich um der Musik willen gekommen. Und Musik bekam man auch. Glücklicherweise hat der Sedel keine meckernden Nachbarn, denn sonst wären wahrscheinlich schon nach den ersten Minuten zahlreiche Lärmbelästigungsklagen eingegangen. Die harten, rockigen Riffs bohrten sich tief in den Gehörgang.

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Es war schnell und voller Energie. Für ihr doch schon ein wenig fortgeschrittenes Alter waren sie sich um keine Verrenkung zu schade. Es wurde gekickt, geschüttelt, was man so hatte und die Köpfe umhergeschwungen, als wäre der Hals aus Gummi. Einzig der Schlagzeuger, der auch Teilzeit bei ZZ Top einsteigen könnte, sass seinem Alter entsprechend unbeweglich hinter seinem Instrument. Dies tat seinen musikalischen Qualitäten allerdings keinen Abbruch. Er könnte sich allerdings mal von ihm ein paar Moves abgucken. Natürlich gab es auch noch eine Vorband, die nicht unerwähnt bleiben sollte. Worry Blast aus dem Wallis standen dem Hauptact in nichts nach. Eine Anheizerband wie man sie sich wünscht. Die vier Jungs spielten ein schnelles, dynamisches Set voller lauten Schreien, vibrierenden Bässen und langen Gitarren-Soli. Man kam als Fan der härteren Gitarrenmusik vollends auf seine Kosten. Als Mensch, der auch gerne mal ein wenig musikalische Abwechslung hat, war man allerdings an der falschen Veranstaltung. Vorhersehbare Wechsel und Stilmittel, die recht schnell aufgebraucht waren, machten das ganze eintöniger als es sein müsste. Die Menge war trotzdem begeistert, was wohl bedeutet, dass man die Musik nicht unbedingt verstehen muss, sondern einfach nur fühlen.

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