Der Witz an der Sache

Neubad Luzern, 14.04.17: Am Karfreitag taufte Haubi Songs sein zweites Album «Alles Ghört Ergendwie Zäme» (Red Brick Chapel) im Neubad-Keller. Geboten wurde feinste Alleinunterhaltung.

«Haubi Songs» ist das Soloprojekt von Nick Furrer, dem ehemaligen Bassisten von Alvin Zealot. Furrer studiert zur Zeit an der Hochschule Luzern Jazz Schlagzeug und spielt neben Haubi Songs noch in der Band Yser. Nach mehreren EPs, Touren (durch Wohnzimmer als auch auf Bühnen) und mutigen Mundartkonzerten im Ausland kann bei Haubi Songs längst nicht mehr von einem Geheimtipp die Rede sein. Das bezeugt auch der gut gefüllte Neubad-Keller, wo ein ruhiges Publikum im hohen, dunklen Betonsaal zur Bühne schaut. Das Konzert beginnt pünktlich um 22 Uhr. Auf der Bühne steht der gross gewachsene Protagonist Haubi wie man ihn mittlerweile aus diversen Videoclips kennt: bunte Sportjacke, peroxidblondes Haar und reflektierende Sonnenbrille. Um Haubi versammelt stehen statt Bandmitgliedern Drumpads und Synthesizer.

Grätli-Porno

Seine Bassgitarre hängt Haubi von der Schulter und aus der hinteren Hosentasche baumeln prekär zwei Drumsticks (die während dem ganzen Konzert den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen scheinen und nie runterfallen). Am Boden leuchten und blinken die Lichter verschiedener Effekt-Pedals wie eine Flugzeuglandebahn in der Nacht. Sein Set-up bezeichnete Haubi jüngst in einem Interview mit Zentralplus als «völliger Grätli-Porno». In der Tat bieten diese Geräte einen unverblümten Blick auf die Entstehung der Songs. Dazu später mehr.

Während den ersten paar Liedern findet Haubi immer wieder Zeit für etwas unbeholfene Tanzeinlagen. Später scheint das Bedienen der Technik ihm dafür zu viel Konzentration abzuverlangen. Doch wie Haubi sich alleine auf der Bühne behauptet, während und zwischen den Songs, erinnert an eine der höchsten Disziplinen der Bühnenunterhaltung: Stand-up-Comedy.

Haubi Songs, Alleinunterhalter

Stand-up-Comedians sind der kleinste gemeinsame Nenner der Live-Unterhaltung. Mit Geschichten, Witzen und einem Mikrofon ausgerüstet stellen sie sich alleine einem Publikum. Von den Geräten abgesehen scheint dies auch am Grunde von Haubi Songs Auftritt zu liegen. Wie bei einer Stand-up-Show sehnt man sich einen Notizblock herbei, oder zumindest ein weniger löchrigeres Gedächtnis, um die Witze und gewieften Beschreibungen später weitererzählen zu können – Obwohl man dann zwangsläufig konstatiert, dass es live viel lustiger und pointierter war. Genau das ist der Auftritt von Haubi Songs: lustig, pointiert und unerschrocken live.

Die hohe Kunst des Stand-ups besteht darin, amüsante Anekdoten so zu erzählen, als ob sie einem gerade eben in den Sinn gekommen wären. Dabei wird über die nötige Arbeit und Erfahrung hinweggetäuscht, die hinter solchen Darbietungen steckt. Es ist keine Frage, dass an diesem Karfreitag ein äusserst kompetenter Musiker auf der Bühne steht, der Stück für Stück vor den Augen des Publikums teils komplexe Loops kreiert und kunstvoll kombiniert. Doch gleichzeitig, und das ist der Witz an der Sache, versteht Haubi es als Unterhalter, den Zuhörerinnen und Zuhörern diese Tatsache mit viel verkorkstem Charme Vergessen zu machen.

Flugzeugabsturz

Natürlich funktionieren bei solch einem Vorgehen einige Lieder besser als andere. In der zweiten Konzerthälfte droht gerade der Titeltrack «Alles Ghört Ergendwie Zäme» auseinanderzufallen, möglicherweise, weil gewisse Elemente zu leise sind. Als dann auch «Easyjet», ein Song über die Angst vor einem Flugzeugabsturz, nicht ganz rund läuft, versichert uns Haubi: «Er hend en Version vo dem Song metbecho, wo emene Flogzügabsturz rächt nöch chond». An diesem Punkt des Abends spielt das dann auch keine Rolle mehr: Das anfangs verhaltene Publikum steht emphatisch hinter dem Dargebotenen. Nach ziemlich genau eineinhalb Stunden setzt Haubi mit dem Song «Göteborg» stilsicher zur Punktlandung an.

[1] Ich möchte mich hier bereits für die vielen Anglizismen entschuldigen. Sie stehen aber allesamt so im Duden. Will heissen: Don’t hate the player, hate the game.

(Bilder: Paul Märki)