Der Schtei als sicherer Hafen

Nicht wenige suchten gestern bei der stürmischen Witterung Zuflucht im sicheren Schtei in Sempach. Keine schlechte Entscheidung: Philipe Burrell gab einen leckeren Vorgeschmack auf das kommende Marygold-Album und Aeorodrum imponierten mit Streichern. Highlight des Abends: Eindeutig Burrell.

Die Wellen peitschten atlantikmässig gegen die Ufer des Sempachersees, die Sturmwarnung drehte ungemütlich und dem Kritiker riss es angesichts des schnellen Windes fast die Brille vom Kopf – doch er kam heil in den Gewölben des Schteis an, der vor geraumer Zeit schon dem Käse eine sichere Ruhestätte gewährt hatte. Und: Was gibt es bei diesem unwirtlichen Wetter Schöneres, als in einen gasbeheizten, felsähnlichen Raum einige Meter unter dem Boden zu gelangen? Und dazu mit guter Musik und kühlem Hubertus.

Zuerst war es an Philipe Burrell, die Felsgruft zu beschallen. Die kleine Bühne war vollgestellt mit Instrumenten, doch davon benötigte Burrell das Wenigste. Ausgerüstet mit Gitarre, Laptop und viel Elektronik stimmte er den wunderschönen Song «Cold Desert» vom letzten Marygold-Album an – und siehe da: Der Song funktioniert aufs Gerippe reduziert ebenso. Beeindruckend, wie Burrell mit dem Sample Stimme auf Stimme schichtete. Gänsehautstimmung machte sich breit im Schtei und Burrell gab Songs vom bald erscheinenden neuen Album «My Bow, My Arrow, My Target» preis, noch nicht so sattelfest wie die alten, aber mindestens genauso gut. Und schliesslich gelang Burrell noch ein Ding der Unmöglichkeit: Er coverte Radioheads «Idioteque» (von ihrer besten Platte «Kid A») und scheiterte dabei nicht. Was Burrell mit seinem Sologig eindrücklich bewies: Sein Gesang hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt.

 

Und dann gab's Musik von Aerodrum. Anfangs noch von Sänger Ivo Bättig alleine, doch wuchs die Gruppe kontinuierlich zum Sextett. Die Streicher drückten den sonst eher rudimentär gehaltenen Songs einen schönen Stempel auf. Trotzdem: Die Stimmung flaute leider ab und die Songs tröpfelten etwas vor sich hin. Natürlich machten sie ihre Sache gut: Raffaele Franco solierte schön zurückhaltend und Simon Iten am Contrabass war eine Ohrenweide. Trotzdem wirkte der überdies etwas zu lang ausgefallene Auftritt eher monoton, steif und auswendig gelernt. Und es soll an dieser Stelle wieder mal erwähnt sein: Ohne Zugabe schliessen Konzerte in 90 Prozent der Fälle besser ab – gestern gab es eine. Marygold Promotour hier Infos zu Aerodrum hier