Der Philosoph im Schaufenster #3 - Ist Glück machbar?

Der Morgen war ein ganz besonderer - er hat mich tief berührt. Es ereignete sich etwas, was meinen Vorstellungen vom Philosophieren, vom gemeinsamen Nachdenken in Gesprächsform ganz und gar entsprochen hat. Kaum sass ich in meinem tiefen Sessel kam ein junger Mann herein. Er wollte mit mir über den Begriff «Zuhause» nachdenken. Ein Jahr lang malte er Bilder zu diesem Thema. Wo können wir überall zuhause sein? Was heisst Behaustsein in der Welt? Wie sollen wir unser Zuhause einrichten? Nach kurzer Zeit sassen wir zu viert zusammen und philosophierten. Es war eindrücklich zu erleben, wie Menschen angestrengt und aufrichtig über eine Frage nachdenken können, die sich vorher noch nie gesehen haben. Die Frage des Tages lautete «Ist Glück machbar!?» Es war ein sehr engagiertes und inspirierendes Gespräch. Viele Facetten kamen zur Sprache. «Glück ist in Beziehung sein zu Anderen und Anderem» war ein Definitionsvorschlag. Demnach wäre das Abgetrennt-Sein die Abwesenheit von Glück. Der Satz «Alles wirkliche Leben ist Begegnung» von Martin Buber kam mir in den Sinn. Glück sei nicht restlos herstellbar und auch nicht total zufällig, so argumentierten die meisten Anwesenden. Wir können uns bereit machen, damit uns das Glück auch finden kann. Zum Beispiel dadurch, dass wir es  nicht krampfhaft suchen oder vor lauter Sehnsucht nach dem grossen Glück all die kleinen kostbaren Glücksmomente gar nicht wahrnehmen. Die Frage nach dem glücklichen Leben entscheidet sich nicht daran, ob wir das grosse Glück für immer gefunden haben, sondern an der Anzahl der Glücksmomente, die wir auf der Lebensschnur aufzuziehen vermögen. Aristoteles sagt, dass Glück ist das höchste Gut, weil wir mehr als glücklich gar nicht sein können! Das Philosophieren kann Glückserfahrungen ermöglichen - der heutige Tag hat dies auf eindrückliche Art und Weise deutlich gemacht!