Der Philosoph im Schaufenster #2 - Woher kommen die Gedanken?

«Woher kommen die Gedanken?» Das war die Frage des Tages, die wir am runden Tisch sitzend zu klären versuchten. Wie immer beim Philosophieren hatten wir nach kürzester Zeit des Nachdenkens viel mehr Fragen als Antworten. Viele Fragen führten uns unmittelbar vor denkerische Abgründe: Gibt es ein Denken ausserhalb der Sprache? Was ist Sprache alles? Was passiert im Hirn, wenn wir denken? Was ist Wahrnehmung, was Erfahrung? Wie entstehen aus Sinneseindrücken Gedanken? Woher kommen die Begriffe?

(Von Roland Neyerlin)

Rilke sagt, dass man Geduld haben muss mit den Fragen des Lebens. Fragen auszuhalten fällt oft schwer, fordert heraus im wahrsten Sinne. Wir wollen Antworten - manchmal um jeden Preis. «Kinder leben in Fragen, Erwachsene in Antworten», sagt Peter Bichsel. Das Philosophieren kann uns diese Geduld lehren. Und das Interessante ist, dass beim Nachdenken über unlösbare Fragen immer wieder plausible Antworten kreiert werden. Ausführlich diskutiert haben wir die Frage nach der Bedeutung der Dinge. Geben wir den Dingen Bedeutung oder liegt die Bedeutung in den Dingen selbst? Wittgenstein beantwortet die Frage so: die Bedeutung der Wörter lernen wir durch ihren Gebrauch. Sprache ist Ausdruck einer bestimmten Lebensform. Wenn ich in einer Familie aufwachse, die einer Weinflasche Staubsauger sagt, dann weiss ich was gemeint ist. Wechsle ich in eine  Familie, ein Milieu oder eine Kultur, die der Weinflasche Bett sagt, verstehe ich die «Welt» nicht mehr. Wittgenstein redet in diesem Zusammenhang von «Sprachspielen». Nun, damit wären wir bei der Frage nach dem Verstehen angelangt! Doch das steht auf einem anderen Blatt. Morgen ist ja auch noch ein Tag…