Der Meister in der Loge

Er ist Mitglied der Literaturband «Bern ist überall» und Theaterschaffender (Theater Marie), schreibt Hörspiele für Radio DRS 1 und 2. Vor allem aber ist er ein begnadeter Fabulierer, der es meisterlich versteht, alltägliche Ausgangssituationen zu jenseitigen (Horror-)Trips zu modellieren: Gerhard Meister. Gestern Dienstag taufte er sein neues Buch «Viicher & Vegetarier» in der Loge.

Loge, 18.10.11.: Der in Zürich lebende Berner ist bereits der 7., der in der Reihe «Edition Spoken Script» im Verlag Der gesunde Menschenversand publiziert. Grössen wie Pedro Lenz («Der Goalie bin ig») oder Ernst Eggimann («u ner hört») haben die Latte hoch gesetzt. Gerhard Meister schafft den Anschluss anstrengungslos. Bei seiner Lesung in der Luzerner Loge läuft er sich mit Traumbeschreibungen warm. In Mundart und Schriftdeutsch. Wie oft bei seinen Texten entwickelt Meister darin von einer halbwegs alltäglichen Ausgangssituation ein Kaleidoskop aus Bildern. Die Assoziationen und ein «metaphysischen Gruseln» geben sich die Klinke in die Hand. Dass er auch anders kann, zeigt sich in der (augenzwinkernd) philosophischen Sprachbetrachtung «Heimlifeiss». Oder dem fiesen «Fritz», der erst seine Gäste mit Glace und dann verschiedene Staffeln Polizei erst auch mit Glace, später mit Stumpen und Wasser vergiftet und den letzten ersticht («Mit emene Mässer schlitzeni d Schlagadere am Haus vom Polizischt u dänke, was für ne Hitz, Zigarre si nüt i dere Hitz»). Auch «Sugus», das von Beat Sterchi hätte stammen können, zeigt wieder einen neuen Ton auf Meisters Sprachpalette. Ein Highlight des Abends ist der Text «Peterlis Mage», der in der Loge entstand,  als Meister am 17. März dieses Jahres am Text-Tiegel im Kleintheater las, den er übrigens gewann, im Finale dann sich aber gegen Tim Krohn nicht durchsetzen konnte. Irgendwann folgt «Göttiching», das vom pädagogisch nicht ganz einwandfreien Sprachgebrauch eines Göttis handelt, als er im Zoo seinem jungen Begleiter erzählt, was der fragt, was denn da die Affen machen. Das leider eher spärliche Publikum ist reichlich begeistert. Und es stimmt eben schon, was man sich sagt: Gedruckt sind diese Texte super. Wenn man sie dann vorgetragen hört, erhöht das diese noch.