Der Mann mit dem Pflaster – King Pepe im Madeleine

Der Berner King Pepe ist der wohl schrägste und sicherlich beste Mundartmusiker der Gegenwart. Gestern stellte er im Madeleine die Songs seines eben erschienen Albums «Tierpark» vor. Witzige Texte von einem sympathischen Sänger, begleitet von einer starken Band.

Da steht in seiner «Uniform», dem weissen Unterhemd und Pflaster auf der Stirn, auf der winzigen Bühne im Madeleine: Simon Hari alias King Pepe (früher Senior Pepe). Umgeben auf engstem Raum von seiner Gitarre, seiner Trompete, allerlei Kram und seinen drei Mitmusikern an Schlagzeug, Bass, Lap-Steel-Gitarre, Synthie und anderem. Diese drei Herren übrigens in einer echten Uniform mit Epoletten und diversen metallenen Abzeichen. Es beginnt passend mit dem stampfenden «Lumaudilüta». Es ist kurz nach neun und es hat sich ein handverlesenes Publikum eingefunden – King Pepe ist es nach der rappelvollen Plattentaufe tags zuvor im Berner Progr sicherlich recht so, ist er doch sichtlich locker und gut drauf. Er schwingt seine Trompete und lässt seine Hüfte kreisen. Anfangs ist der Sound im Club zu leise, vor allem die Worte gehen unter, was sich aber schnell bessert.

Das Album «Tierpark» (Der gesunde Menschenversand) ist ein wunderbar schräges und heutiges Stück Berner Mundart-Musik. Die herrlichen Texte drehen sich um grössenwahnsinnige Phantasien, Rachegelüste oder einfach mal um «Fründe»: «I bi nie elei, i ha extrem viel Fründe. Ir Bluetbahn und im Bett und niemer nemt mer sie wäg.» Letztere Nummer eine wehmütige Ballade mit allerlei Elektrogefunkel. Und erwähnt sei natürlich die Singleauskopplung «Büssi», deren Video bereits in grösseren Kreisen eingeschlagen hat. Als Mitmusiker und Produzent hat auf «Tierpark» Olifr M. Guz seinen unüberhörbaren Stempel aufgedrückt. Gegenüber der Scheibe sind die Songs live einiges roher und direkter, dies aber nicht zum Nachteil – vor allem wenn man solch begnadete Musiker um sich hat, die aus dem etwas in die Jahre gekommenen Equipment wahnsinnige Grooves hervorzaubern. Mal fadengraden Rock'n'Roll, mal groovenden Jamaica-Sound. Zusammen mit der schlaksigen Erscheinung des Sängers, seinen wunderbaren Texten und dem leicht schnoddrigen Gesang ergibt das eine ebenso packende wie witzig-schräge Darbietung. King Pepe: «Gebei» [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=v8TAPn4UNuA&feature=player_embedded#[/youtube]