Das Rätsel Frau

Loge, 29.10.2013: In seinem neusten Buch «Fred und Franz» lässt Arno Camenisch die Männerfreundschaft aufleben und führt seine beiden Protagonisten in die Wirren der Frauenwelt. Denn auch wenn die Sphäre der Frauen nach wie vor geheimnisvoll und unfassbar scheint, wissen Fred und Franz, dass ein Alltag ohne Frau wie ein Auto ohne Motor, ein Lied ohne Strophen oder ein Friedhof ohne Gräber ist.

«Und wie lange geht das schon so, fragt der Franz. Seit Anfang an, sagt der Fred, also seit dem Ende» Es gibt sie in jedem Leben eines Mannes: Die Frau, von der Mann nicht mehr loszukommen scheint. Anfänglich bezeichnet als die 'wahre' Liebe, später dann als Verflossene; im schlimmsten Fall aber als Unerreichbare. Wer den tiefen Schmerz der Trennung überbrücken will, tut gut daran, es Fred gleichzutun: Auf dem Bett in wohliger Wärme zu liegen, zu rauchen und dabei an sie zu denken, denn dass ist angenehm und nicht gefährlich. Zugegeben, einfach haben sie’s nicht, die heutigen Männer. Dessen sind sich Fred und Franz durchaus bewusst. Denn was gibt es schon Besseres als eine Frau an seiner Seite? Die wahre Freundschaft zwischen Fred und Franz ist brüderlich, sachlich und für immer. Und die brauchen die beiden zurzeit dringend, damit das Herz nicht schwer wird wie ein nasser «Bodenlumpen». Da wäre zum einen die Maria, mit der einfach alles schöner und vollkommener war und der Fred nachtrauert. Zerrissen von Liebeskummer und schwelgend in Erinnerungen setzt er alles daran, sie zu einem Neuanfang zu bewegen. Denn schliesslich will Fred nicht irgendeine Frau, sondern nur die Maria. Franz dagegen sieht alles ein bisschen unkonventioneller und wartet lieber auf die Richtige, die aber nicht zu kommen scheint. Das Verhältnis mit der verheirateten Magdalena ist jedoch alles andere als zufriedenstellend. Arno Camenischs klare und erdige Sprache, durchmischt mit dem Bündnerdeutschen, verleiht der Lesung «Fred und Franz» eine ganz eigene Authentizität. Sätze, wie Fred meinte und Franz sagte agieren als Pingpongspiel, die zu einem beschwerlichen Akt des Zuhörens werden können, würde der Autor das Buch nicht nach fünf Kapiteln zur Seite legen. Der Dialog zwischen Fred und Franz hört sich teilweise bruchstückhaft und stark gerafft an. Seiner Muttersprache bleibt Arno Camenisch während der Lesung treu und bindet einzelne Spoken-Word-Gedichte auf Rätoromanisch mit ein. Die Performance erhält so ihren besonderen Charakter. Das Mysterium Frau ist von den beiden Protagonisten auch nach fünf Kapiteln noch nicht geklärt. Eine gewisse Vertrautheit finden die Zuhörer in den vorgetragenen Textausschnitten wieder, wo eigene Erinnerungen der Geschlechterdivergenz vergegenwärtigt werden. So sieht sich jeder irgendwann wieder an einem Anfang. Oder wie Franz pragmatisch bemerkt: «Mit dem Anfang beginnt auch das Ende und umgekehrt.»

Sieben weitere Lesungen mit Fred und Franz werden von Arno Camenisch bis zum 14. November 2013 in der Schweiz, Italien und Deutschland vorgetragen.