Das Luzerner Band-Lexikon erscheint, wenn es erscheint

Eine detailreiche Übersicht über Hunderte von Luzerner Bands zwischen 1960 und 2000 in Form eines Buches? Sehr gerne! Doch von den Initianten ist seit Jahren nichts mehr zu hören. Also haben wir sie angerufen.

Titelbild: Mother's Pride, ungefähr 1989

«Kommt es überhaupt? Geht es voran?», fragen die Macher des Luzerner Rock-Pop-Lexikons auf ihrer Webseite gleich selber. Das Lexikon ist nämlich noch nicht Buch, sondern erst Projekt. Und das schon seit 2013. «Ja, es kommt», antworten sie gleich selber. Doch der Eintrag datiert vom März 2017; er ist der neuste auf der Seite.

Rockin’ Luzern im Fokus

Dabei scheint nicht aus der Luft gegriffen, dass die hiesige Musikszene ebenfalls verdient, was in Basel, Bern und Zürich bereits existiert: «Es ist jetzt endlich an der Zeit, dass auch die Luzerner Pop- und Rockgeschichte umfassend abgebildet wird», war Mitinitiant Pit Furrer überzeugt (041– Das Kulturmagazin 3/2016). Hunderte Namen, Konzertfotos, Plattencover, Dokumente und Anekdoten von hiesigen Bands aus den Jahren zwischen 1960 bis 2000 waren bereits gesammelt worden, die Rede war von über 500 dokumentierten Musikgruppen.

«Es hat hier eine riesige Szene gegeben und es sind viele Entdeckungen zu machen.»

Pit Furrer

Angesichts der Funkstille gegenüber der Öffentlichkeit drängt sich aber der Verdacht auf, das Vorhaben sei trotz guter Absichten in den letzten Jahren versandet. Oder haben Furrer und seine Mitstreiter Urs Hangartner, Roland Duss, Ludek Martschini und Hans-Peter Heini etwa einfach das Login fürs Back-End der Webseite verlegt?

Viel Fleiss, nicht immer Erfolg

Oktober 2020, Anruf bei Pit Furrer. «Etwa zwei Drittel haben wir schon. Ruf doch morgen Donnerstag nochmals an, dann treffen wir uns jede Woche, um am Buch zu arbeiten.» Jeden Donnerstag? Über Jahre? «Ja, vor sieben Jahren haben wir mit dem Projekt angefangen, seit drei, vier Jahren arbeiten wir ganz intensiv daran», führt er tags darauf aus. «Jeden Donnerstag ab neun Uhr.»

«Ja, vor sieben Jahren haben wir mit dem Projekt angefangen, seit drei, vier Jahren arbeiten wir ganz intensiv daran. Jeden Donnerstag ab neun Uhr.»

Pit Furrer

Dieser Fleiss sei auch nötig, denn es gebe Hunderte von Bands, die alle einen möglichst gut dokumentierten Ein- trag benötigten. Furrer: «Das heisst: Die Bands kontaktieren, gewisse Kontakte überhaupt erst finden und zu den nötigen Infos kommen. Viel Arbeit ist dabei: nachhaken, Säumige mahnen.»

Wann ist eine Band eine Band?

Der Drang nach Vollkommenheit, nach Detail- treue ist spürbar. «Es muss alles stimmen und vollständig sein», bringt es Pit Furrer auf den Punkt. Dennoch sind sich die Macher durchaus im Klaren, dass es auch Lücken geben wird. «Einige Leute sind offenbar sehr unmotiviert, ihre Archivsachen aus dem Keller oder Estrich zu holen. Das erschwert uns die Arbeit natürlich massiv, weil wir auf Material von der direkten Quelle angewiesen sind, das man anders nicht bekommt und nicht recherchieren kann.»

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Mit Haaren wie Elvis: Kirk’s Patrol (1965)

Aber was gilt eigentlich als Band, damit ein Eintrag im Lexikon gerechtfertigt ist? Reichen zwei Proberaum-Jams mit derselben Besetzung? «Wir berücksichtigen alle Luzerner Bands, die im Zeitraum von 1960 bis 2000 und darüber hinaus aktiv waren. Das heisst, eine gewisse öffentliche Präsenz mussten sie haben, also Konzerte, und nicht einfach im Proberaum existiert haben. Im besten Fall haben sie Tonträger veröffentlicht», so Furrer.

Spenden nach wie vor willkommen

Ursprünglich stellten die Macher eine Veröffentlichung Ende 2016 in Aussicht. Mit einem fixen Zeithorizont rechnen sie heute aber nicht mehr. «Wir haben am Anfang gedacht, wir schaffen das in vier Jahren. Aber es stellte sich heraus, dass es viel mehr Bands sind als angenommen.» Darum gebe man besser kein Veröffentlichungsdatum mehr an.

«Wir machen es auf jeden Fall, nach dem Motto: Aufgeben gilt nicht, es gibt kein Zurück.»

Pit Furrer

Und auch wenn dieses Schaffen unentgeltlich erfolgt, werde das Geld am Ende wohl nicht reichen. Zwar kamen und kommen nach wie vor Spenden rein. Pit Furrer will aber den Aufwand von Grafik, Druck und Ver- trieb nicht unterschätzen, weshalb finanzielle Unterstützung nach wie vor willkommen sei.

Spenden und Vorbestellungen unter www.rock-pop.ch

 

dfaf

Seit Beginn des Jahrtausends begleitet «041 – Das Kulturmagazin» das Zentralschweizer Kulturleben journalistisch. Die Rubrik «Ann041» greift Geschichten aus diesen 20 Jahren auf und bringt sie in einen aktuellen Kontext.