«Click - Die verwirrende Realität des Moments» oder die anstrengende Suche nach dem roten Faden.

Am vergangenen Samstag liess sich das Publikum im Kleintheater für eine gute Stunde auf das Unvorhersehbare ein. Auf der Bühne performten, tanzten, sprachen und musizierten die Tänzer Elina Müller Meyer und Jens Biedermann, klangtechnisch unterstützt vom experimentellen Musiker und Klangerzeuger Albin Brun. Improvisation war das Gebot der dreiwöchigen Tanzserie, in der die beiden Protagonisten zusammen mit Gästen aus der Kulturlandschaft die Grenzen zwischen Musik und Bewegung zu einer lebendigen Improvisation verschmelzen liessen.

(Von Simon Meienberg)

«Im Gegensatz zu einem fertigen Stück erlebt man als Zuschauer bei einer Improvisation die Momente der Inspiration, darf an der Suche teilhaben und kriegt Geheimnisse des Prozesses mit: gemeinsam überrascht werden, gespannt sein auf das stets Unvorhersehbare, mitgezogen werden von dem Faden, der sich spannt», wird im Pressetext angekündigt. Auch Kulturteil liess sich von diesem Versprechen leiten und besuchte für die weniger risikofreudigen Kulturinteressierten die Instant–Performance von Elina Müller Meyer und Jens Biedermann im Kleintheater. Der Lichtkegel konzentrierte sich zunächst ganz auf die kulleräugige Müller Meyer, die ihren Körper wie eine von der Strömung umspülte Anemone zu atmosphärischen Klängen der Unterwasserwelt treiben liess. Dann trat Biedermann in Aktion. Mit Witz imitierte er ein von der inneren Stimme gelenktes Wesen, das einen irgendwie an Scrat (Säbelzahneichhörnchen aus Ice Age) erinnert. Das verleihte ihm eine gewisse Sympathie, und das Publikum zollte seinem Talent durch den einen oder anderen herzhaften Lacher Respekt. Auch Albin Brun bewies, dass er sich auf der Bühne nicht nur musikalisch auszudrücken versteht. Hauptsächlich sorgte er jedoch für die passenden Geräuschkulissen im Raum, dirigierte die Tanzenden über das Parkett und beeinflusste ihre virtuosen Bewegungen. Unvorhersehbare tänzerische Eskapaden paarten sich mit Komödie und den immer experimenteller werdenden Klangwelten. Teils gipfelte die Improvisation in ohrenbetäubendem Krachen und überbordendem Stimmengewirr. Darauf folgten Totenstille oder plötzliche, kollokationslose Äusserungen seitens Müller Meyer. Entsprechend verwirrend waren jeweils die nahtlosen Übergänge von einer Improvisationshandlung in die nächste. Diesbezüglich erwies es sich als sehr schwierig, den roten Faden zu finden. Mir kamen die Szenen teilweise beliebig vor, ohne jetzt an der Professionalität der Schaustellenden zu zweifeln. Insbesondere die vereinzelten cartoonschen Imitationen von Biedermann passten nicht ins Gesamtbild. Es entstand der Eindruck einer gesuchten Witzigkeit, um das Publikum bei der Stange zu halten. Die dramaturgische Umsetzung und die akkuraten Bewegungsabläufe zeugten jedoch von schauspielerischer Erfahrung. Und trotzdem, mindestens ein gewisser Sinnzusammenhang müsste erkennbar sein, eine Orientierungshilfe, um den Zuschauer nicht einfach im Nichts treiben zu lassen und zu verwirren. Stattdessen folgt man vielleicht besser dem Rat der Darbietenden und lässt sich ganz einfach auf die Performance ein, ohne in den verstaubten Gehirnwindungen nach irgendeinem Zusammenhang zu graben.

Dieses Stück ist Teil der diesjährigen Ausgabe des Projekts «Tankstelle neue Szene».