Burn, Johnny Burn!

Gemächlich schleppt sich der Sommer in Richtung Herbst. Das Loch wird kleiner, kleiner, kleiner. Endlich läuft wieder was. Und nicht bloss irgendwas. Ich war gestern für dich unterwegs und habe zu berichten von Enttäuschungen und Entdeckungen.

Bei der Kornschütte dröhnen wilde Rhythmen. Die afrikanischen Literaturtage nehmen mal wieder Platz in unserer Stadt. Drinnen im Rathaus findet eine Diskussion zum Thema «Gewalt und Deliquenz bei jugendlichen Migrant/innen» statt. Ich streife durch die Ausstellungsräume, bestaune die Kunstwerke und die Auswahl an Büchern. Mehr Politisches als in den letzten Jahren, erstaunlicherweise sehr viele Autorinnen. Empfehlenswert: «Haus des Hungers», Erzählungen von Damudzo Marechera und «Habari Gani, Afrika», ein Lesebuch der afrikanischen Literatur. Das Stöbern lohnt sich auf jeden Fall. Es gibt Perlen zu entdecken, die im hiesigen Büchermarkt schlicht untergehen. Das Ganze findet noch bis am Sonntag statt, ein detaillertes Programm findest du hier. Zu früh dran fürs Johnny-Burn-Konzert im Bourbaki, vertrete ich mir ein wenig die Beine. Aus der Alpineum Produzentengalerie vis à vis des ehemals roten Löwen dröhnen Töne. Me And The Minimes, eine Band von der ich noch nie gehört habe – und die wohl auch noch nicht all zu lange existiert (oh doch, hab ich jetzt soeben gesehen, gute zwei Jahre gibt's die bereits) – ist die Quelle. Ein unerwartetes Konzert, ein unverhoffter Glücksfall. Ich bin begeistert. Musik, wie sie sein muss: Laut, minimalistisch, primitiv. Exzellent! Unbedingt reinhören auf MySpace. Da verzeiht man ihnen gar, dass sie Zürcher sind. Leider trifft nichts von all der obigen Begeisterung auf das Konzert von Johnny Burn und den Bunsenbrenner Boys im Bourbaki zu. Das Restaurant ist zwar geragelt voll, doch Stimmung will keine so recht aufkommen. Es gibt Bands, die sollten zwei Lieder spielen und dann wieder gehen. So wären sie grandios. Die sich dahin und dahin und dahin und dahin ziehenden Eligien über Analschliessmuskeln und UHT-Milch werden jedoch bald einschläfernd. Die Provokation wirkt so gesucht wie die Reime und die Originalität (Guete Morge & wer bisch du?). Musikalisch klingt das Ganze immer wieder sehr ähnlich. Aber der Junge hat sichtlich Freude an dem was er macht. So hat auch dieses Projekt seinen Zweck erfüllt. Nach dem Konzert konnte im Untergeschoss des Bourbakis weitergetanzt werden. Cinerama nennt sich die Partyreihe, die jeden letzten Freitag im Monat stattfindet.