Booom! Für die kulturelle Vielfalt!

Industriestrasse Luzern, 26.08.2017: Das Industriestrassenfest bietet Jahr für Jahr viel Verschiedenes, gewachsen in den Proberäumen, Küchen und Ateliers von Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten, Interessen und Vorlieben. Ein kunterbuntes Fest für Gross und Klein bis tief in die Nacht, organisiert von der IG Industriestrasse. 

Es war der letzte offizielle Programmpunkt des diesjährigen Industriestrassenfests. Die «Effekthascherei». Die Zündschnüre waren verlegt, die Grenzlinie für das Publikum entflammt. «Fürio! Fürio! Fürio!» feuerte das Publikum den Pyro-Mann an, als dieser das Werk in Brand steckte. Die Zuschauer spielten nervös mit den zuvor verteilten Lüüchtstäbli, als die brennende Zündschnur nach mehr als zwei Minuten noch immer nicht bei den ersten drei Rechaudkerzli angelangt war. Ich hörte eine Frau fragen, «häsch du öpis zum Rauche daa, sus halt ich's nöd us». Gefühlte zehn Minuten später standen einige weitere Kerzli in Flammen und die brennende Zündschnur erklamm nun eine Steigung im 45-Grad Winkel, hoch auf das 10 Meter lange, vielversprechende Holzkonstrukt, auf dem rund ein halbes Dutzend pyrotechnischer Installationen auf ihre Entfachung wartete. «Nüüünevierzg, Aaachtevierzg, Seeebenevierzg», zählten die Kinder den Countdown, während sich die Zündschnur von Station zu Station frass. Funken wirbelten in die Höhe und goldene Sonnen erhellten die staunenden Gesichter. Viele Wunderkerzli später zählen die Kinder wieder den Countdown. «Driiiiiiiizäh, Zwöööööööölf... Z Z Z Z Zääääääh.» Und dann. WOW! Ganze Kerzlireihen werden blitzschnell entflammt. Ansteigende Rufe des Publikums bis rauf ins hohe C ... Eine Art Christböimli voller Wunderkerzli! «Tüüü Däää Tüüü Däää» Ein Feuerwehrauto kommt näher und näher und fährt schliesslich vorbei ... jetzt gehts Schlag auf Schlag. Eine drehende bengalische Installation auf mehreren Etagen ist das bisherige Highlight. Weiter hinten, jenseits meines Sichtfelds klöpfts und blitzts. Ein von bengalischem Rückstoss angetriebenes Kreuz dreht in hoher Geschwindigkeit. Plötzlich zischt es und eine Feuerpalme erhellt den ganzen Platz und macht ohrenbetäubenden Meis. Da! Eine riesige Sonne! Und wieder klöpfts und krachts. Bei einer Kerze hatte sich ein Schaumberg gebildet ohne dass ich es bemerkt hatte. Rätselnd stehen die Kinder drum herum. Dann hinter mir ein Gelärm: «Jetzt mosch parat si, das sind alles Vulkän näbenand. Besch parat mit de Kamera?» Wosh! Wosh! Wosh! Und zehn Vulkäne sprühen rote Funken in die finstere Nacht. Und es klöpft. Meeeeein Gott. In meinem rechten Augenwinkel schiessen einzelne Funken in allen Farben mindestens zehn Meter in die Höhe und dann: «Was seht mi uffgeglappte Augedeggel?» Die Leute zucken zusammen und kreischen, als mehrere Luftballons, von Funken getroffen, mit sagenhaft bassigem Knallen zerplatzen. Booooooom! Booooooom! Boooooom! «Lueg mol, det ufem Dach brönnts!» Ein Funke hatte sich aufs Dach einer Scheune verirrt und brannte. Und brannte. Und erlosch.

Ich kann sagen, es war ein wirklich schönes Industriestrassenfest 2017! Ein unvergleichlicher Mix aus Kinderstimmen, Klangerzeugern, Sprachen, Frisuren, Kleiderstilen, Geschmäckern, Biersorten, Robotern, Schimpfwörtern, Akrobatikeinlagen, politischen Interessen usw.
Höhepunkte waren etwa der Auftritt von Pink Spider oder die leckeren Shoarma, die gedeckten Apfelkuchen, der Marroni-Tarte, die Chips-Spiessli, die Luzerner Kultband Ado, die beiden Ritter Rüschtig und Roschtig und eine auratische Fotomaschine. Für alle, die nicht da waren: Nächstes Jahr hingehen!