Bonne Année!, ganz Klassisch

Marianischer Saal, 5.1.2014: Im Jahr 2014 mehr Sport machen, mehr Bücher lesen, weniger trinken? Wie das ausgeht, weiss man ja. Besser: Mehr klassische Konzerte besuchen! Wer wissen will, wie zum Beispiel dieses war (Dreikönigskonzert der Luzerner Kammermusiker im Marianischen Saal Luzern), klickt auf Mehr.

Ja, es gibt sie noch: Die Konzertbesucher, die sich eine Krawatte oder ein Seidenfoulard umbinden, die Schuhe polieren, um Sonntagabend ins Konzert zu gehen. Nicht, um gesehen zu werden oder zu plagieren gar, sondern aus Freude auf und zu Ehren der Musik. Und von Krawatten und Seidenfoulards wimmelt es, der marianische Saal ist gerappelt voll, man tritt sich auf die Füsse; die eigenen peinlicherweise recht schmutzigen Stiefel verschwinden eiligst unterm Stuhl. Alles was in Luzern Rang und Namen hat ist versammelt; Musikliebhaber, Würdenträger, Konzertsponsoren drücken sich die Hand und falten erwartungsvoll ihre Programmblätter auf und zu. Man freut sich auf das traditionelle Dreikönigskonzert der Luzerner Kammermusiker, einer Gruppe von Musikern um die Luzernerinnen Brigitte und Yvonne Lang (Geige bzw. Klavier) und ihren Klaviertrio-Partner Gerhard Pawlica (Cello), wobei Pawlica zugleich als Veranstalter der Konzertreihe „Kammermusik im Marianischen Saal“ fungiert. Leicht und frisch gelingt den Streichern die Eröffnung mit dem Kaiserquartett von Joseph Haydn (Brigitte Lang, Christina Gallati, Gerhard Pawlica und Markus Wieser). Brigitte Lang als erste Geige besticht mit brillantem Klang und energiereicher Führung. Mit derselben Frische, aber zwei zusätzlichen Instrumentalisten (Yvonne Lang, Klavier , Klaus Thalmann, Kontrabass) verwandeln sich die Luzerner Kammermusiker danach vom Quartett in ein kleines Kammerorchester, das den Orchesterpart der nun folgenden drei Haydn-Arien übernimmt. Den Solopart übernimmt die Sopranistin Sumi Kittelberger, dem Luzerner Publikum aus der Oper des Luzerner Theater bestens bekannt. Auch als Solistin im Konzert gelingt ihr der Auftritt perfekt. Mit ihrem leichten, gelenkigen Sopran hat sie den Saal von der ersten Phrase an in der Tasche. Gebannt hängen sowohl das Publikum, als auch die Luzerner Kammermusiker als ihre anschmiegsamen Begleiter, an ihren Lippen. Makellose Koloraturen, sprühender Witz und eine Prise wohldosierte, den Wiener Klassik-Rahmen nie überschreitende Dramatik bezaubern in allen drei Arien. Einziger Wermutstropfen: Die Arrangements von Jeffrey Stone wirken streckenweise doch etwas gar ungelenk. Das Publikum tobt (man darf dies ruhig so nennen), und mit einem Lächeln auf dem Gesicht strömt ein Jeder dem Apero im Foyer zu. Nach der Pause folgt noch das Klavierquintett op. 87 von Dvoràk: Schwere, romantische Musik, die sich nach dem sprühenden Haydn anfangs etwas zäh durch die weissweingeschwängerte Luft zieht. Doch Yvonne Lang, Brigitte Lang, Markus Wieser und Gerhard Pawlica reissen das Publikum schliesslich mit. Vor allem die leidenschaftlichen und tänzerischen Sätze begeistern (auch hier wieder herausragend: Brigitte Lang). Im langsamen zweiten Satz klingen die MusikerInnen – wie schon gleicherorts im Haydn-Quartett- nicht ganz so eingespielt wie in den bewegteren Sätzen, aber  insgesamt schenken die Luzerner Kammermusiker einen höchst vergnügliches Konzer voller solide und schön interpretierter Musik. Daneben war der Abend – von der Programmauswahl (nichts Gewagtes!) über das Publikum (zahlreich, mehrheitlich grauhaarig, doch angenehm unelitär) zum Rahmen im Marianischen Saal (gross genug für wunderbaren Klang, klein genug für ein schönes Konzerterlebnis in grösserer Intimität als im KKL) in allem vor allem eines: Schön klassisch.