Betont anders!

Luzerner Theater, 01.02.14: Die Première von The Rocky Horror Show verspricht eine bunte Unterhaltung für all jene, die sich dafür freimachen können. Und für Fans sowieso.

(Von Flavio Marius / Fotografie: Toni Suter)

 

Nachdem Richard O’Brien dem Kult um die science fiction-Filme und B-movies der 40er und 50er Jahre in seiner The Rocky Horror Show Ausdruck verlieh, wurde sein Musical selbst legendär. Und durch die Filmfassung avancierte der bewährte Mitternachtsstreifen zum legendären Mitmach-Film. Im Luzerner Theater findet das Werk nun wieder an seinen Ursprung, nämlich der Bühne zurück. Der Kult selbst war an dieser Premiere durchaus spürbar. Da waren etwa einige kostümierte Theaterbesucher, die aus dem Ganzen weniger durch ihre Anzahl herausstachen, als durch ihre bizarre Kleidung, die Grenzen geschlechtsspezifischen Erscheinens verwischte. Trotzdem war aber auch die Dringlichkeit spürbar, mit der dieser vermeintliche Kult dem Publikum schmackhaft gemacht werden wollte. Spontaneität in Form von Wundertüten, abgezählt mit Inhalten von Tischbomben inklusive Gebrauchsanweisung. Das wirkte aufgesetzt und war sichtlich nicht allen wohl. Die Darbietung selber war dagegen durchaus gelungen. Dabei war aber auch das Vermächtnis dieses Musicals spürbar, dass so einer Produktion starken Rückhalt bietet. Ansonsten wäre der flache Spannungsbogen zu stark ins Gewicht gefallen. Erfrischend dagegen aber waren die wunderbare Absurdität der Handlung und die reizvolle Ausfälligkeit des Schauspiels: Weder vorgespielter Pathos noch unnötiger Herzschmerz. Ein Musical unberührt von den Einflüssen romantischer Dramatisierung. Einfach glitzernd, glimmernd, bunt, überzeichnet, bizarr! Die rockige Musik aus dem Orchestergraben war antreibend, stellenweise mitreissend, hinterliess aber nur einmal bleibenden Eindruck, nämlich während dem Hitsong The Time Warp. Da war sogar eine Zugabe durchaus passend! Wo die einen Protagonisten zu musikalischen Höhenflügen ansetzten, fielen die anderen gesanglich leider durch. So etwas lässt man in diesem Stück aber eher einmal durchgehen als anderswo. Denn der Charme des Schauspiels stimmte, was vor allem an der klaren Rollenverteilung lag.  Auffallend reizvoll war dabei Frank, ein an Frankenstein angelegter cholerischer Transvestit, die mit ihrem vollen Bariton bestach. Lob verdienen aber besonders noch die Leute hinter der Bühne: Spätestens das Schloss Franks, welches den Grossteil der Produktion zu sehen war, überzeugte. Die Lust und der Gefallen an der verspielten Gestaltung waren eindeutig sichtbar. Und einfach grandios an diesem Abend wirkten die Kostüme: Sie verliehen dem Musical die nötigen Bestandteile der Bühnenshow, nämlich Glamour, Farbe, Lust, Komik und Andersartigkeit.