Bemützte Lebensfreude

Pfarrkirche St. Martin Malters, 16.05.2015: Balkan Brass hat nicht zum Ziel, jeden Ton zu treffen. Vielmehr ist es eine rasante Musikrichtung der Gefühle und der Freiheit. Mit solchen ist man nach dem Konzert der «Blehmuzik» in Malters auch nach Hause zurückgekehrt.

Die in Serbien «Trubači» (Trompeter) genannten Gruppen haben den Balkan Brass nach seiner Entstehungszeit in die umliegenden Gebiete sowie nach Mazedonien, Bulgarien, Moldawien und Rumänien verbreitet. Mit den Romas gelangte die Musikrichtung schliesslich in die weite Welt. Anlässlich der Kilbi in Malters organisierte der Verein Musikkreis Malters ein Konzert mit Schweizer Pionieren des Balkan Brass: der Blehmuzik. Mit Trompeten und Posaunen marschierten die Musiker in die Malteser Kirche. Nicht mit Scheppern und Krach, sondern feinfühlig und fröhlich. Anhand ihrer witzigen weissen Mützen, konnte das Publikum schon zu Beginn des Konzerts erahnen, dass etwas Ungewöhnliches auf es zukommen würde.

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Still sitzen konnte man dann bei dem «Umpa Wumpa» sowieso nicht; der Rhythmus zog sofort mit. Schade nur, dass Kirchenbänke die Zuhörer stets dazu verleiten, dem Konzert nur sitzend zu folgen. Vielleicht fehlt es am Mut, aber als einzelner tanzender Hampelmann hätte man vielleicht selbst dieser witzigen Truppe die Show gestohlen. Gerne würde man sich den Musikern anschliessen und auf Reisen gehen. Das ist mit der Blehmuzik leider nicht möglich, denn alle Mitglieder wohnen in der Schweiz. Vielleicht sind ihre Töne deshalb nicht ganz so rau sowie ulkig und ihre Musik etwas melodiöser als die der herkömmlichen «Trompeter». Da sie aber ihre Musik mit einer ehrlichen Portion Komik und Humor sowie mit Bedachtsamkeit und Besonnenheit verbindet, strahlte die Blehmuzik dennoch eine ungemeine Originalität aus. Dann nämlich folgen sie ganz getreu der Tradition des Balkan Brass, der sowohl bei Hochzeiten wie auch bei Begräbnissen gespielt wird.

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Mit kleinen Showeinlagen illustrierten die «Blehmuziker» die Aussagen ihrer Lieder, deren Texte natürlich die wenigsten verstehen konnten. Doch auch wenn man die Sprache icht verstand, konnte man die Themen der Lieder erahnen. So frei sich die Roma fühlen, so von Improvisation geprägt ist ihre Musik und damit auch die der «Blehmuzik»: Sei es ein Trompetensolo auf der Kanzel, sei es, dass sich alle während dem Spielen hinlegen oder auf eine Rundtour durch die Kirche begeben: Die Musik wird nicht gespielt, sie wird gelebt. Immer wieder spielten die Bläser im Duett oder solo, und das eindrücklich gut. Der Schall in der grossen Kirche verstärkte die melancholischen Stücke in ihrer Wirkung noch. Schaurig schön!

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