Beinahe Dämonen und schwarze Tropen

Konzerthaus Schüür, Luzern, 07.03.2019: Das Ende jener fasnächtlichen Tage wird mit lauter Rockmusik in der Schüür zelebriert. Mit dabei sind die aufstrebenden Black Tropics, und die potentialgetränkten Yet No Yokai. Eine kleine Enttäuschung und eine grosse Offenbarung.

 

Die Fasnacht ist vorbei, die bösen Geister sind weg. Fertig Guggene, hallo Rock. So sieht es zumindest in der Schüür aus. Mit dem «End Of Those Days»-Festival öffnet das Konzerthaus seine Pforten wieder für laute Musik und die Geister und Dämonen, die mit ihr kommen.

Den Auftakt macht die Luzerner Band Yet No Yokai (angemerkt: Yokai ist ein Überbegriff für Monster und Dämonen in der japanischen Mythologie). Und was für ein Auftakt das ist. Thomas Seidmann (g, voc), Simon Pfister (b) und Samuel Birrer (d) schlagen ein zügiges Tempo an und lassen für die gesamte Dauer ihres Sets nicht mehr davon ab. Psychedelic Rock, Garage vom Feinsten, schockierend gut. Yet no Yokai lullt das Publikum mit repetitiven Riffs, Vocals, und Rhythmen ein, nur um dann alles zu verwerfen und in eine andere Richtung zu gehen. Und wieder zurück. Mit einem Flair, das mitunter an King Gizzard & The Lizard Wizard erinnert – im besten Sinne.

Man fühlt sich wie als Beifahrer in einem Auto, das eine vermeintlich bekannte Strasse entlang fährt, plötzlich aber offroad durch die Wüste rattert, wo es unverhofft anhält, man am Kragen gepackt und in den rauen Sand geschmissen wird. Im Dezember erschien Yet No Yokais grossartige EP «Post Apocalyptic Promenade, Pt. 2» unter dem neuen Fuzztronaut Records Label. Reinhören lohnt sich.

Nach einer kurzen Pause geht es mit den Black Tropics weiter. Die drei Lausanner spielen eingängigen, schnörkellosen Rock. Geradeaus und packend. Trotz der doch eher kurzen Bandgeschichte (die Black Tropics kamen 2017 zusammen), schlagen die Rocker langsam aber sicher ihre Wellen. So wurde im letzten Jahr ihr Song «Dragon Blood» von der Demotape Clinic in der Kategorie Rock als Sieger gekürt. Heute erscheint ihr ersehntes, selbstbetiteltes Debütalbum.

Die drei Musiker sind aber keinesfalls Newcomer in der Musikszene. So spielten Yvan Golaz (voc, g) und Alexandre Tièche (d) unter anderem bereits gemeinsam in der Band Colveen, und Chris Zindel (b) war mit Bastian Baker als Bassist unterwegs.

Die Erfahrung merkt man ihnen an. Die Black Tropics funktionieren wie eine geölte Maschine. Tièche hackt scharf auf die Drums, Zindel spielt einen treibenden, dreckigen Bass, Golaz spielt dunkle Melodien und singt mit hypnotisch langgezogenen Vokalen seine Texte.

BlackTropics

Nur will der Funken nicht richtig überspringen. Das Publikum hält Abstand, der Sound wirkt nicht richtig abgemischt und vorwiegend einfach nur laut. Die Nuancen, die man sonst bei den Black Tropics hören kann, gehen dadurch verloren. Alles drückt aufeinander und bei einigen Songs überschallen sich die Instrumente und Stimmen so, dass es schwierig wird, Genaueres herauszuhören. Auch die Band scheint das zu merken, lässt sich jedoch nicht davon beirren und spielt eiskalt das Set durch. Das ist verdammt schade.

Man verlässt die Schüür an diesem Abend mit gemischten Gefühlen. Zum einen begeistert von einer kleinen Band, die fast schon unerlaubt gut ist und zum anderen mit dem Eindruck, dass einem der Tsunami der Black Tropics verwehrt worden ist.

Konzerthaus Schüür: End Of These Days Festival
DO 7. März bis SA 9. März
Konzerthaus Schüür, Luzern

Die Rezension gefällt? Hier gibts noch mehr Texte von Nikola Gvozdic.