Beatie Trash, Troika Bossy

Industriestrasse, 26.11. & Neubad, 27.11.2015: Beastie Boys und Beerentee am Donnerstag, Troika Trash und Tennisschläger am Freitag - so lautete das Rezept für zwei Highlights. Nackenmuskelkater lautete da nur der Vorname.

(Bild oben: Frank Schindelbeck)  

Manchmal ist es ein Kreuz mit dem Luzerner Musikgeschehen. Drei Wochen hintereinander findet nichts statt für die Musikhörerschaft – und dann gleich ein Highlight nach dem anderen. So geschehen am vergangenen Wochenende. Ein Dreieck erschien hierbei besonders interessant. Dieses wurde am Donnerstag mit Beatie Bossy eingeläutet, am Freitag durch Troika Trash fortgesetzt und an der EP-Taufe von α=f/m beendet. Während Kollegin Jarotta den wave-poppigen Anlass im Südpol besuchte, nahm sich der bär(t)ige Autor der Gitarren an.

BeatieBossyIndustriestrasse

Eine Beastie Boys-Coverband, bestehend aus Absolventen der Jazzschule Luzern - namentlich Vincent Glanzmann (voc), Mario Hänni (eb), Manuel Troller (g), Lukas Weber (perc), Emanuel Künzi (dr) – sowie ihr ehemaliger Dozenten Hans-Peter Pfammatter (keys). Entstanden aus einem Performance Special-Workshop an der Schule. Und nun live in der Industriestrasse, dem Ort, an dem die grössten Überraschungen und besten Konzerte passieren. Auch an diesem Abend. Ab diesem Moment möchte man seine schreiberischen Vorsätze über Bord schmeissen und während einer Runde Breakdancen & Bouncen nur noch «Was war das, was war das?!» schreien. Selbst wenn man des Breakdance unkundig ist. Was die sechs Mannen auf der Bühne boten, enthielt alles, was ein grandioses Konzert enthalten muss: Power. Spass. Drama.

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Power, wenn vier ausgebildete Schlagwerker (Glanzmann, Hänni, Weber, Künzi) Rhythm-Jams beginnen und zusammen mit Troller sowie Pfammatter in spacige Latin-meets-Rock-Kosmen entführen. Spass, wenn der halbe Saal irgendwo zwischen Moshpit und wilden Kopfnick-Tanzeinlagen die Seele freilässt. Drama, wenn bei Sänger Glanzmann die täuschend echte Beastie Boys-Stimme versagt, er sich erschrocken an den Hals fasst, aber dann mit Tee in der Hand den Gig doch noch über die Bühne bringt. Hätte nur noch Erich Vock mit einer Packung Ricola auftauchen sollen, und ein perfekter Werbeclip wäre geboren worden. Doch besser: ein Pfammatter-Solo. Der vollgepumpte Industriekeller tobt. Zis is Music!! Die Beastie Boys-Songs haben nie besser geklungen. Sofort wieder! Unbedingt wieder!! Bitte bald wieder!!!

Szenewechsel

Von den Massen an Menschen abends drauf in eine weitere Masse an Menschen. Die sitzt aber vor allem im Restaurant und an der Bar des Neubad. Der Platz vor dem Bühnenspektakel ist nahezu leer. Unverständnis. Eine weitere Supergroup, bestehend aus Meta Marie Louise, Puts Marie, Palko!Muski sowie Karls Kühne Gassenschau, hat da nämlich gerade ihr Werk begonnen. Es brodelt, es klimpert, es kratzt: Kinderspielzeug trifft auf Trash-Attitüde – Troika Trash! Manuel Engel raspelt rhythmisch den Tennisschläger, Max Usata jault seine nöhlenden Raps ins Mikrophon, Igor Stepniewski lässt eine zweiseitige Violine kraftvoller als jeden E-Bass knurren, Chrischi Webers Gitarre singt den Effektblues und Luca Ramella groovt den Troika-Tanz – stets gespickt mit 5/4, 6/4 oder 7/8-Rhythmen. Das wirkte so verquer, dass man den normalen 4/4-Takt erst gar nicht mehr erkennen konnte vor lauter Verwirrung. Grossartig!

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Zu Beginn war bemerkbar, dass die Band nicht allzu häufig zusammenspielt, weil beispielsweise Usata die Einsätze anzeigen musste. Und auch ein wenig Verunsicherung schien sich da beizumischen in Anbetracht der zu Beginn gar dürftigen Publikumsränge. Luzern, wo warst du?! Noch am Erholen von Beatie Bossy? Oder im Neubad-Pool, um den Geburtstag von Sedel-Ikone Adi Albisser zu feiern? (Allet Jute nachträglich!). Glücklicherweise füllte sich der Konzertraum gen Hälfte Auftritt doch noch und prompt lebten auch die Bieler auf. Die schrägen Songs unterhielten, Langeweile kam keine auf. Nur schon das Mitzählen bei den Taktarten unterhielt bis zum Konzertschluss. Wie bei einem Match von Stan Wawrinka: Gegen Schluss wird noch einmal richtig aufgedreht. Ein Marathon war's aber trotzdem nicht. Eher eine groovende Wanderung mit Billigwodka und Pilzchen. Grande Magica! Wieso kann es eigentlich nicht mehr solche Wochenenden in Luzern geben?

TroikaTrashNeubad