Be Glücklich, worry a little bit

Industrie-/Fruttstrasse Luzern, 07.09.2019: Wieder zurück auf dem EWL-Areal präsentiert sich das Glücklich Festival in alter Grösse. Mit einem dichten und vielfältigen Programm macht es auch in diesem Jahr seinem Namen alle Ehre, sofern man sich nicht von der Auswahl überfordern lässt.

 

Das Glücklich Festival ist zurück! Endlich wieder da, wo es sich einfach richtig anfühlt: Nach zweijähriger lokaler Abwesenheit findet das Festival wieder auf und um das EWL-Gelände, der Industrie- und Fruttstrasse, sowie in den umliegenden Lokalen statt.

Und wie jedes Jahr verspricht das Festival viel: 25 Acts auf sieben Bühnen, ein Foodfestival, einen Markt, sowie ein Programm für Jung und Alt, Familien und einfach-so-Erwachsene. Das klingt nach viel und fühlt sich genau so an.

GlücklichMarktDraussen

Von 14 bis 23 Uhr wird ausgelassen auf dem Gelände getanzt, gechlemmt, gespielt und spaziert. Auf den zwei Bühnen im Freien treten zehn Bands in einem angenehm rapiden, ja fast schon anstrengenden, Wechselspiel auf. Wie ein menschliches Jo-Jo wechselt man konstant zwischen der EWL-Mainstage und der kleineren Luzernerbühne hin und her. Stets in der Hoffnung zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

So sieht man zum Beispiel plötzlich den äusserst charismatischen Janick Pfenninger, den mit seiner Bühnenpräsenz überzeugenden Frontmann von Tim Freitag, auf ein Dach klettern um von dort aus zu spielen. Oder man wippt den Kopf zu Visus Beats und Flow. Vielleicht schwelgt man ein wenig mit Dave Bennet mit. Man könnte auch Raggabund zuhören, wenn sie das Wort Glücklich so häufig sagen würden, dass es nicht mehr richtig klingt, auch wenn sie mit den Worten «es ist alles wunderbar» doch noch den Geist des Abends beschwören.

TimFreitagaufdemDach

Dann ist irgendwann kurz Zeit für eine Verpflegungspause. Und auch bei der kulinarischen Auswahl gibt es für alle etwas. Waffeln, Gyros, Penne, Cupcakes, Burger, Pizza – wer dort nichts findet, hat wohl keinen Hunger.

Ein Highlight der Outdoor-Konzerte ist der Auftritt von Hot like Sushi. Die Band versprüht eine ansteckende Energie und bringt mit den genialen Hip-Hop-Rap-R'nB-Medleys, von Tupac über Will Smith zu Busta Rhymes, alle zum Bouncen.

Das Programm im Freien beschliesst Panda Lux, die zwar ein tadelloses Set spielen, aber nach Hot like Sushi etwas fade rüberkommen. Aber das ist halt der Preis des Direktvergleiches. Wegen angeblicher Polizeipräsenz wird dieser Auftritt auch noch vorzeitig unterbunden und der Teil des Festivals, auf den die Nächtschwärmer gewartet haben, beginnt.

Aber kaum geht das Glücklich Festival 2019 in die Indoor-Phase über, steht man vor einem Problem: Wo will man hin? Ein so dichtes Programm bringt seine Schwierigkeiten mit sich. Geht man in die Schüür, um Crimer zu hören? In die Bar 59, um mit dem Vinyl Virtuosen Michel Richter zu feiern? Ins Uferlos zu None of Them? Oder doch ins Sinnlicht zu Heimlich Knüller? Hört man den Menschen in der Industriestrasse zu, vernimmt man vermehrt Diskussionen in diese Richtung. Zweifel, ob es sich überhaupt lohnt, den Hauptpass für alle Locations zu lösen, oder ob man nicht sowieso bloss an einem Ort versumpfe. Schlauer wäre es, einen Einzeleintritt zu lösen (was aber nicht überall möglich ist), aber dann befürchtet man etwas zu verpassen. Und dieses Dilemma sagt alles über die Qualität des Programms aus.

Aber am Ende entscheidet man sich doch. Und ist man in den Katakomben des Sinnlichts gelandet und weicht den Sicherheitsleuten aus, die wie Haifische dem Duft von Zigarettenrauch nachjagen, um allfälligen Raucher*innen auf die Finger zu klopfen, und schaut man in die Gesichter der Menschen, so sieht man, dass man sich nicht zu sehr zu sorgen braucht. Denn die Stimmung macht dem Namen des Festivals alle Ehre.