Basement Roots - Experience

PlattenWechsler: Der Sommer neigt sich dem Ende zu und Basement Roots bringen eine Sommerplatte auf den Markt. Ironie der Jahreszeit? Oder kühles Kalkül? Das sei dahingestellt. «Experience» ist nämlich vor allem eines: eine richtig gute Reggaeplatte.

Die Schweiz und Klischees: Über's Wetter reden ist immer eine gute Option, um möglichst schnell ins Gespräch zu kommen. Könnte das zukünftig auch ein Geschäftsmodell für Reggaebands werden? Ein Exempel würden in diesem Falle Basement Roots statuieren. Pünktlich zum immer noch grillheissen September veröffentlicht der Luzerner Zehner nach über acht Jahren Bandbestehen sein Debütalbum «Experience». Das Cover mit den Farbklecksern impliziert, dass hier schnörkellos gearbeitet wird. Schnörkellos-schweizerischer Reggae? Bitte nicht! 

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Doch keine Sorge, geschätzte Reggae-liebende, die ihr euch jetzt vielleicht schon schwarz-rot-gelb-grün-bemützt-geschützt unter die Jamaika-Bettwäsche verkrochen habt, überwacht von einem lächelnden Bob-Marley-Poster: «Experience» ist richtig gut geworden. Schon beim Opener «One Culture» horcht man überrascht auf; ist das tatsächlich eine Luzerner Band, die hier spielt? Welch eine Wärme in den Stimmen und den Sounds! Wo holen sich diese neun Mannen und eine Frau so viel Sonne her? Aus dem hiesigen Luzerner Nebel- und Sparloch wohl kaum, oder? Nein, die Einflüsse liegen hier klar im bereits angesprochenen Inselstaat Jamaika und dessen Musikkultur der 60er- und 70er-Jahre. Will heissen: Ska, Rocksteady, Dub und Co. sind hoch im Kurs und tief verwurzelt in der zehnköpfigen Gruppe, deren Sänger Joel Dittli sich auch musikjournalistisch mit Reggae beschäftigt. 

Ergänzt wird er von Natascha Zoller, deren Timbre dem Gesamtsound eine schöne Abwechslung gibt. Abwechslung ist ein Stichwort: Die ersten Songs – wie auch das catchy «Cathy the Flow» – betören durch ebendiese und laden zu einer sommerlichen (Herbst-)Party ein, doch gegen Ende des Albums stagnieren Tempo und Dynamik dann auf dem gleichen Nenner. Das ist aber gerade für Genre-Fans kein Problem, zumal «Experience» mit ausgefeilten Arrangements und vielen Details betört. Vom Bass-Solo bis zu mehreren tollen Perkussionsspielereien schnauft diese Platte dank viel Liebe und Mühe, aufgenommen im analogvibes Studio Tübingen. Fazit: Frischer Reggae, passend zu den Bandfotos der Basement Roots, der ihnen den Weg zu genreverwandten Grössen wie Dub Spencer & Trance Hill, Open Season oder dem Transformer ebnen wird. Reggae Reggae! 

Basement Roots: Experience (2018)  (Eigenvertrieb)
Plattentaufe: SA 15. September, 19 Uhr, Seetalplatz, Emmenbrücke
Weitere Konzerte: SA 29. September, 19 Uhr, Kulturkeller im Vogelsang, Altdorf, FR 5. Oktober, Industrie 45, Zug, SA 20. Oktober, 20 Uhr, Sedel, Luzern

Verlosung: Das schöne an «analog» ist ja, dass das Wort immer mit Wärme und Dreck verbunden wird, was sich wiederum aus Fehlerchen ergibt. Ein solches hat sich auch auf das Basement-Roots-Debüt verirrt. Wer es findet, erhält die neue Platte frei Haus spendiert. Einfach eine Mail mit Betreff «Rastafari-Fund», Name und Adresse an redaktion@kulturmagazin.ch schicken und «Experience» frei Haus erhalten. Achtung: Nur für erfahrene Hörer*innen! Wer einen Tipp wünscht, die oder der schreibe uns.

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