B-Sides Tag 2: Gastland Kanada

Sonnenberg, FR 13.06.2014: Heute fiel kein einziger Tropfen vom Himmel, dafür gab es viel Musikalisches aus Kanada und ausverkaufte Festivaltickets.

(Fotografien von Silvio Zeder, Mik Matter, Anja Fonseka)

Je nach Wegwahl dauert es einige Minuten, bis man auf dem Sonnenberg ist. Eine zweite Garnitur T-Shirt war heute wichtiger als eine Regenjacke. Ganz kurz noch am offiziellen Apéro von den B-Sides Veranstaltern mit einigen Information über die Vergangenheit und Zukunft (Boah, für das kommende Jubiläumsjahr sind 10 Big Moments geplant...) gefüttert und mit einem reichhaltigen Buffet versorgt, schafft man es gerade mal 5 Meter weiter, neuerdings mit B-Sides Tattoo beklebt, bis zum de Haderi. Unter einem selbstgebastelten B-Sides Kabäuschen sinnierte der adrett gekleidete Herr mit Akkordeon und Durst nach Rotwein über die niedrigen Abgründe des menschlichen Lebens. Schräge Lebensweisheiten über Käse und ein Abgesang auf unsere Helvetia in Mundart bekommt man gerade noch mit, bevor die Pink Mountaintops die Hauptbühne stürmen. Vom B-Sides Head Marcel Bieri noch angekündigt, eine weitere Band aus dem Ahornsirupland Kanada. Stephen McBean, auch als Frontmann der Psychedelic Rock Black Mountain bekannt, vereint in Pink Mountaintops mehrere Sonderklassemusiker der Rockszene.

Pink Mountaintops (Fotografie: Michael Matter)

Nach einem anregenden Gespräch über die Frage, warum Luzern eine freie Akademie der Künste braucht, schwupps, steht man vor Peter Kernel in der Zeltbühne. Glücklich darüber, dass kein Regen in Sicht ist, unglücklich darüber wieso man erst heute von dieser Band erfährt. Irgendein Bandfoto und ein PK Pullover geistern im Kopf herum und man beginnt sich zu erinnern. Hört bisschen aufmerksam zu und merkt bald, da hört man Einflüsse von Mogwai, gespielt von Aris Bassetti und Barbara Lehnhoff (auch noch als Camilla Sparksss unterwegs). Der Typ mit Dreadlocks, genannt Ema, sitzt am Schlagzeug und begleitet das wilde Duo. Geklungen hat der Mix aus Rock und Indie wie ein Raketenstart mit einer schrillen Countdownstimme. Ein fast nahtloser Übergang gewährte der Besuch vom Trio Heinz Herbert im Bohemians Welcome Zelt. Die Gebrüder Landolt an Gitarre, respektive Hammond Orgel und Synth und der Grimassenkönig Mario Hänni an den Drums. Industrial Jazz nennen die drei Jungs ihre Musik. Eigentlich wollte man es sich auf der Wiese gemütlich machen, wurde aber vom Sog der Jazzmusik ins volle Zelt gelockt.

Suchas (Fotografie: Silvio Zeder)

Danach folgte eine unglaubliche Verstrickung in diverse Gespräche, zwischen Toilette und Bar und wieder zurück und plötzlich trägt man ein T-Shirt mit Spacebroccoli als Emblem. In der Zwischenzeit spielten Fucked Up auf der Hauptbühne. Wieder eine kanadische Band, diesmal Hardcore Punk mit dem Frotmann Damian Abraham, der wie immer vollen Körpereinsatz bot. Suchas wurden leider ein Opfer der Festivalkultur, nicht überall immer alles mitzubekommen. Davor gab es immerhin noch einen Kurzbesuch bei der Buvette. Nein, nicht diese auf dem Inseli, sondern das Musikprojekt eines namenlosen jungen Mannes. Extrem elektronisch geprägter Indie mit gesungenen Melodien, die regelmässig von Synthesizer-Passagen unterbrochen werden. Er konnte sein Set knapp zu Ende spielen, bevor die Menschenmasse zum eigentlichen Headlinder pilgerte. Portugal. The Man. Aus Alaska (auch schon fast Kanada) stammend, spielen die Musiker um Sänger John Gourley schnörkellosen Indie Pop/Rock. Das aktuelle Album Evil Friends, was hörbar von Danger Mouse produziert wurde, ist gespickt mit eingehenden Mitsinghymnen, was von den Festivalbesucher auch genutzt wurde.

Portugal. The Man (Fotografie: Michael Matter)

Die Atmospähre erreichte ihren Höhepunkt, das Publikum und die Veranstalter konnten sich in diesem Moment zurücklehnen und einfach geniessen. Man merkte, Publikum und Band kannten und schätzten sich und die Jubelschrei wären sogar während der holländischen Demontage Spaniens nicht in der Versenkung verschwunden. Exotisches aus Thailand bildete den Bühnenschluss auf dem Sonnenberg. The Paradise Bangkok Molam International Band, bestückt mit zwei älteren Herren mit Instrumenten, die man hierzulande selten antrifft. Mit Phin (eine Art Laute) und Khaen (eine Art ostasiatische Harmonika) zelebrierte die beiden, rhythmisch unterstützt von der jüngeren Garde, hypnotische Folk-Songs aus Thailand. Traditionelle Molam Musik gepaart mit dem modernen Disco-Groove der thailändischen Touristenbars. Hätte auf dem Sonnenberg nur noch ein Stück Strand gefehlt. Paradise Bangkok Molam International Band.

The Paradise Bangkok Molam International Band (Fotografie: Anja Fonseka)

Heute Samstag ist die letzte, aber auch ausverkaufte, Gelegenheit auf den Sonnenberg zu trampen. Mit dabei sind: Merz feat. Sartorius Drum Ensemble, The Plastic People of the Universe, Damien Jurado, Suuns, Moskito oder Skip+Die u.a.