Auf Theater-Sendung im richtigen Ex-Landessender

Die Truppe Theateraberbitte spielt im ehemaligen Landessender Beromünster eine «Mittelwellenkomödie» mit dem Titel «auf Sendung». So recht komisch will es uns nicht vorgekommen sein.

KKLB Beromünster, Freitag, 26.10.2012: Die Story streift das Haarsträubende. Irgendwie will es nicht recht packen. Auch weil die handelnden Personen wenig glaubwürdiges Profil entwickeln können. Es ist wohl parodistisch gemeint, aber leider wenig komisch. Worum geht es? Der Radiosender Helvetia ist kurz davor, eine Nostalgie-Live-Sendung mit dem sinnigen Titel «Das waren noch Zeiten und Töne» über den Äther zu schicken. Unter anderem soll zur Attraktivierung des Ganzen eine frühere Moderatorin mit Kultstatus als «Stargast» mitmachen. Die sagt aber kurz vor Sendebeginn ab. Was tun? Ein Ersatz wäre das Dabeisein des ehemaligen England-Korrespondenten (Lady Di), der aber nur auftaucht, wenn er die mit ihm einst ehelich verbundene Radiochefin weder sieht noch riecht. Sturerweise will diese partout nicht auf ihre Präsenz verzichten, und sie verkleidet sich als Putzfrau, die völlig sinnfrei im Studio herumputzt. Alle scheinen sie irgendwie überfordert. Der als Fachmann geladene Kommunikationswissenschaftsprofessor tritt als schlechte Parodie seiner selbst auf. Die Praktikantin, die bei ebenjenem im ersten Semester Kommunikationswissenschaften studiert, hat keine Ahnung davon, was mal war, Gnade der späten Geburt: «Vico Torriani – e Schütteler?», vermutet sie einmal, als der Name der Schweizer Schlager- und TV-Legende (1920–1998, «Der goldene Schuss») fällt.

Bei den Musikwünschen kommt Nostalgie auf, das Radiopublikum, das eifrig mitmacht, beweist mehrheitlich schlechten Geschmack. Immerhin hat jemand «Child In Time» von Deep Purple gewählt. Der deutsche Musikprogrammchef soll ein «Punker» gewesen sein und leidet natürlich arg am Musikprofil des Formatradios (ist zwar privat, hat aber DRS-Aufnahmen im Archiv...). Regisseur Livio Andreina und Ausstatterin Anna Maria Glaudemans Andreina retten, was zu retten ist, was von Autor Paul Steinmann als Textvorlage auf die Bühne zu bringen war. Die grosse Holztreppe des imposanten «Landessaals», die als Theaterraum dient, ist durch farbige Teppiche verkleidet, die Kostüme der weiblichen Rollen in neckisch-dezenter Grellheit bringen das Farbenfrohe ins Geschehen, das harzig ist und wenigstens durch gewisse Momente der Spritzigkeit Akzente gewinnt. Obwohl in Beromünster nie ein Radiostudio war (von hier aus wurde lediglich in die Schweiz und die Welt hinaus gesendet, was in Zürich, Basel und Bern an Radiosendungen produziert wurde), wäre der Ort ein passender für ein Radio-Theater. «Beromünster» wird als historischer und geradezu mythologischer Ort wohl noch eine schöne Weile im Bewusstsein von mehr als einer Generation bleiben. Die Chance, mit einem Theaterstück aus dem Thema und dem unverwechselbaren Ort mehr zu machen als nur bemüht Klamaukiges, wird mit «Auf Sendung» leider vertan.

Theateraberbitte: «Auf Sendung. Eine Mittelwellenkomödie», KKLB Beromünster; Aufführungen bis 31. Dezember