And then there is Miss never wrong …

Luzerner Theater, 01.04.2015: «Tanz 18: Celebration!» Ein Jubiläum, drei Choreografen, drei verschiedene Stücke. Eines witzig, eines durchzogen, eines spannend.

Miss Right Die Choreografie von «Malasombra» von Cayetano ist der kubanischen Sängerin La Lupe gewidmet: Ein regelrechtes Vollblutweib, eine provokante und tragische Figur – eine wunderbare Inspirationsquelle. Die eingespielten Songs von ihr, wie beispielsweise «Fever» oder «Guantanamera» bilden eine tolle Plattform, auf welcher die Tänzer witzig und provokant zum frechen Lachen der Sängerin agieren können. Zwischendurch werden Textteile von den verschiedenen Missen eingespielt, von einer witzigen Untersuchung bis hin zu Beleidigungen.

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Die klare Struktur der Lichtkegel – dicht aneinandergereiht – wird durch die blätterähnlichen, dunklen Fetzen auf dem Boden aufgebrochen, manchmal bleiben sie an den Füssen der Tänzer kleben und verleihen dem Spektakel ein verspieltes Flair. Die Tänzer selbst, in Nude-Tönen gekleidet, spielen mit Geschlechterrollen: Die Männer in Schürzen, die Frauen in Shorts, scheuen sie sich nicht davor, auch mal den Kopf des Tanzpartners zwischen die Beine zu klemmen. Insgesamt eine fröhliche, lockere und freche Inszenierung, die verdienterweise tobenden Applaus ernten konnte und der Sängerin in jeder Hinsicht gerecht wurde.

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Miss Wrong Danach hatte Naked ape einen schwierigen Stand. Wir waren ja nun witzige Fröhlichkeit gewohnt. Und doch waren wir zuerst fasziniert vom Bühnenbild: Körper, geformt von beleuchteten, steifen Kleidern mit eigenem Soundsystem. Ein Anzugsträger spricht in Phantasiesprache zu uns, scheint zu erklären und zu verkaufen. Die Tänzer sind seine Puppen, er trägt sie herum und formt sie, bis sie zu eigenständigen Lebewesen werden, geführt durch den skurrilen Mix der Musik: Tiergeräusche und Bach. Rational können wir die Grundthemen nachvollziehen, sehen den Kampf der Kommunikation, sehen und hören die Technik, sind fasziniert über einige Spielereien – aber das Stück scheitert an seinem eigenen Thema: Die Kommunikation funktioniert nicht, die Botschaft kommt nur auf der intellektuellen Ebene beim Publikum an, gefühlt dringt sie nicht zu uns durch, dafür bleibt sie zu technisch und im zweiten Teil vermissen wir Spannung.

Miss Never Wrong Bei «Shades» von Andonis Foniadakis kommen wir dafür wieder voll auf unsere Rechnung. Der Choreograf hat sich mit dem eigentlichen Thema «Celebration!» auseinandergesetzt, und auf der Bühne wird gefeiert. Das Licht blinkt, funkelt, leuchtet in allen Farben und Formen, mit Strobo und blinkenden Kostümen, mittels Leuchtstoffröhren beleuchteten Körper, die immer wieder in den Schatten verschwinden. Das Nachtleben in Höchstform, in all seiner Komplexität. Paare loten die Finessen aus, Gruppen feiern Orgien der Körper und Geschwindigkeit, das Ganze zerfällt, flieht ins Dunkel und findet sich an Lichtquellen wieder. Begleitet von der Komposition von Julien Tarride, die genauso kraftvoll und experimentierfreudig daherkommt, haben wir ein Gesamtpaket, das uns wieder frenetisch applaudieren lässt

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Aus dem Abend kam ich also zufrieden, gelöst und mit schönen Bildern im Gepäck, auch wenn ich mich gefragt habe, warum man genau diese drei Stücke in den gleichen Abend gepackt hat und dies «Celebration!» taufte. Aber organisatorische Fragen stehen wohl manchmal auch einfach im Vordergrund.

Weitere Vorstellungen: SA 04., DO 23., FR 24. und MI 29. April, SA 09., SO 10., DI 19., SO 24. Mai sowie SA 6. Juni (Dernière).